Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 651
(PDF, 127 MB)
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600 Seiten erweitert. Dadurch erfuhr die
an sich trockene Wiedergabe der Landtagsarbeit
durch die anschauliche, farbige
Schilderung persönlicher Erlebnisse des
Abgeordneten Hansjakob und der Betrachtung
des gesellschaftlichen, politischen
und kulturellen Lebens in der damaligen
Residenzstadt eine wohltuende
Ergänzung und Aufwertung. Zunächst
schrieb ja der damalige Hagnauer Pfarrer
seine Erinnerungen in wenigen Monaten
als Rechtfertigung für seine im Januar
1878 im Landtag gehaltene und großes
Aufsehen erregende Rede. In seinen Ausführungen
rief er als Vertreter der Katholischen
Volkspartei seine Freunde und die
Kirche im sogenannten „Kulturkampf
zur Versöhnung mit dem Staate auf.
Gründlich mißverstanden, brachten ihm
seine Worte als einsamer Mahner in der
Wüste nur abwertende, verletzende Titulierungen
ein wie beispielsweise: „Fahnenflüchtiger
", „Freischärler", „Ketzer",
„heimlicher Lutheraner", „Abtrünniger"
oder die „traurige Verirrung eines Priesters
". Mit seinen Erinnerungen wollte
Hansjakob dem zunehmenden „Kesseltreiben
" begegnen. Doch der Leser wird
nicht nur den Kampf des Heckerhutträ-
gers gegen den damaligen Liberalismus
nachvollziehen können, sondern im Buch
als zeitnahe Geschichtsquelle auch das
vielseitige, interessante Leben in Karlsruhe
kennenlernen. So skizzierte Hansjakob
damalige Persönlichkeiten, Freunde wie
Feinde, die Verhältnisse am großherzoglichen
Hofe oder das „Flanieren" der „Wiebervelker
" auf dem „Korso". Wohlwollend
erzählte er das Los der einfachen
Menschen aus dem Volk und zeichnete
demgegenüber kritisch das Wohlleben der
höheren Schichten. Kurzum, Leben und
Wandel in der damaligen Residenz feiern
Urständ, so daß Oberbürgermeister Prof.
Dr. Gerhard Seiler in seinem Geleitwort
zur Neuausgabe das Hansjakob'sche Erinnerungsbuch
begeistert als „eine Liebeserklärung
an Karlsruhe" preist. Der verdienstvolle
Leiter des Haslacher Hansja-

kobarchives, Manfred Hildenbrand, betreute
die Neuauflage aus seiner großen
Kenntnis des Hansjakobvermächtnisses.
Seine mühevoll zusammengetragenen Anmerkungen
verdienen nicht nur Respekt,
sondern erhöhen den Wert der 6. Auflage,
die durch seinen Spürsinn mit einer
Anzahl zeitgenössischer Darstellungen
auflockernd illustriert wurde. In seinem
fundierten Nachwort beleuchtet er darüber
hinaus den Politiker Hansjakob, den Inhalt
des Buches im Spannungsfeld der damaligen
Zeit. Dankbar kann man auch die
Lebensdaten Hansjakobs zur Vertiefung
zur Kenntnis nehmen. Alles in allem vermittelt
das Buch „In der Residenz" mit
seinen insgesamt 656 Seiten zum Preise
von 36,80 DM einen lebendigen und interessanten
Einblick in die badische Zeit-
und Kulturgeschichte der letzten Jahrzehnte
des 19. Jahrhunderts, wobei uns
Hansjakob nicht nur als Politiker, sondern
auch als packender Volksschriftsteller gegenübertritt
. Dem Waldkircher Verlag ist
wiederum ein guter Wurf gelungen, für
den ihm die Hansjakob- und Heimatfreunde
dankbar sein werden. Kurt Klein

Heinrich Hansjakob: Zwiegespräche
über den Weltkrieg, gehalten mit Fischen
auf dem Meeresgrund. Hrsg. und
zsgst. von Wolfgang Winter. 124 Seiten,
7 Abbildungen. Neuauflage der Ausgabe
von 1916. Moritz Schauenburg Verlag
Lahr, 1993. DM 28,80
1916 veröffentlichte Heinrich Hansjakob
seine Schrift „Zwiegespräche über den
Weltkrieg", „eng abgesetzt und auf
schlechtem Papier", aber in der beträchtlichen
Auflage von 44 000 Stück. Das
schmale Bändchen entstand in einer Zeit,
als der schwungvolle deutsche Angriff
zum Stellungskrieg erstarrt war, der glorreiche
Vormarsch aber noch in der Erinnerung
wirkte, als die Seeblockade begann,
die Lebensmittel zu verknappen, und im
Osten Siege keine kriegsentscheidende
Bedeutung hatten. Hohe Verluste, Hunger,

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