Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 661
(PDF, 127 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0661
führen" (Vorwort. S. 11). Der Autor will
die Beweisführung auf rein kriminalistisch
-logische Gesichtspunkte beschränkt
wissen, die seiner Ansicht nach den innersten
Kern des Kriminalfalls Kaspar Hauser
ausmachen. Weiterhin ist der Verfasser
der Meinung, daß „diese Betrachtungsweise
[...] zu einem leichteren Verständnis
des Stoffes" (Vorwort. S. 11) führe,
was vor allem für jene von Vorteil sei, die
sich zum ersten Mal mit der Geschichte
Kaspar Hausers befassen. Diese Aufgabe
ist - um es hier vorwegzunehmen - dem
Autor zweifellos gelungen.
Das Buch umfaßt ohne Vor- und Nachwort
12 Kapitel. Diese werden aufgelockert
durch 30 Schwarzweißphotos
des Verfassers zu den vermuteten Lebensstationen
und Aufenthaltsorten Kaspar
Hausers. Hinzu kommen ein Lageplan der
Pforzheimer Schloßkirche (S. 45), der Begräbniskirche
der Zähringer, und ein
Querschnitt durch den Pilsacher Schloßbau
mit der Lage des Kerkers (S. 93), in
dem Kaspar Hauser wahrscheinlich [!]
vom Frühjahr oder Sommer 1817 bis zu
seinem Auftauchen in Nürnberg am
Pfingstmontag, den 26.5.1828 gefangen
gehalten wurde. Eine getuschte Federzeichnung
des Protagonisten von Johann
Georg Laminit (1775-1848) findet sich
auf dem Umschlag, ein Pastell aus dem
Martin-Wagner-Museum der Universität
Würzburg auf der Seite 13.
Von den genannten 12 Kapiteln bilden die
Kapitel II bis VI den eigentlichen Kern
des Buches. Sie folgen in ihren Überschriften
den fünf Hauptstationen im Leben
Kaspar Hausers: Karlsruhe, Beuggen,
Pilsach, Nürnberg und Ansbach.
Bereits das erste Kapitel ..Ansbach: eine
Einleitung" (S. 15-20) verweist in kreisförmiger
Bewegung auf das Ende (Kapitel
VI „Nochmal Ansbach: das Ende), das
Attentat auf Kaspar Hauser am 14. Dezember
und seinen Tod am 17. Dezember
1833. Dazwischen setzt der Autor minutiös
und akribisch genau das .Kriminalpuzzle
' Kaspar Hauser alias Gaspard von

Baden vor den Augen des gespannten
Lesers Stück für Stück zusammen.
So informiert das zweite Kapitel
(S. 21-68) detailliert über die Geburt des
letzten legitimen Zähringers am 29.9.1812
im Karlsruher Schloß, die Nottaufe und
den Tod des namenlosen (S. 38) Erbgroßherzogs
am 16.10.1812, die dazwischenliegende
Kindesvertauschung und
deren Durchführung, die wegen Verdachts
auf Vergiftung durchgeführte Obduktion
am 18.10. und die Beisetzung des
falschen Erbprinzen Johann Ernst Bloch-
mann am 20.10. in der Pforzheimer
Schloßkirche.

Das dritte Kapitel (S. 69-99) ist dem Aufenthaltsort
Beuggen, einem Ortsteil von
Rheinfelden am Hochrhein, gewidmet.
Hier soll der zweieinhalb Jahre alte Knabe
von Beginn des Jahres 1815 bis zu seiner
Überführung in das fränkische Schloß Pilsach
bei Neumarkt in der Oberpfalz Ende
November 1816 untergebracht gewesen
sein. Zwei fast absolut sichere Beweise
sprechen nach Meinung F. Mehles für das
Schloß Beuggen: eine am 16.9.1816 gefundene
Flaschenpost, die mit HARES
SPRAUCA oder entschlüsselt mit CASPAR
HAUSER unterschrieben war, und
ein später in Nürnberg von Kaspar Hauser
aus der Erinnerung gezeichnetes Wappen,
das dem Wappen der Komture von
Reinach über dem Eingang des Gartenhäuschens
von Schloß Beuggen entspricht
. Das Kapitel schließt mit der Beschreibung
der Wegstationen, über welche
Kaspar Hauser zum bayrischen Schloß
Pilsach gebracht worden war, und einem
möglichen Erklärungsversuch, „warum
Bayern an der badischen Erbfolge solchen
Anteil nahm" (S. 98).
Anschaulich und einfühlsam breitet der
Autor im vierten Kapitel (S. 101-148) das
elf Jahre dauernde, sprachlose „Schicksal
einer Seele" (Titel eines Buches über Kaspar
Hauser von Klara Hofer) vor dem Leser
aus. Von der Mitte des Jahres 1817 bis
zum 26. Mai 1828 war der heranwachsende
Prinz in völliger menschlicher Isolati-

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