http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0268
A
Ar
DI
Die Südseite des Wolfacher Schlosses 1655. A: das 1447—49 erneuerte 'hus';
B: das Behemsche Steinhaus; C: das 1475 erbaute Neue 'hus'.
Zeichnung: Frank Schräder
Der Schreiber Graf Heinrichs VI., Michel Spiser, beschreibt in seinen Aufzeichnungen
über die Taten des Grafen die rege Bautätigkeit seines Herrn6:
1447-49 erneuerte und erweiterte dieser zum ersten Mal das Gebäude A.
1475 errichtete er das neue Haus zu Wolfach beim unteren Tor. Damit kann
nur das Gebäude C rechts neben dem Stadttor gemeint sein, denn noch besaß
ja die Familie Behem ihr Steinhaus (B) und ein anderes Gebäude beim
unteren Tor gibt es nicht. In der Mentzinger-Zeichnung ist es außerdem,
genau wie der linke Teil, eindeutig mit der Zahl „1" versehen, die gemäß
der Legende am unteren Bildrand das Schloß kennzeichnet7. (Ein Irrtum
Mentzingers ist wenig wahrscheinlich, da er im Auftrag der Fürstenberger
arbeitete und die Karte deren Anerkennung erhielt.)
1465 begann Heinrich mit dem Innenausbau seines Schlosses (A):
zunächst baute er das neue Gemach gegen „Unser frauwen capeir, 1466
„das hinderstiiblein im hus" und den „stall unden im hus", 1471 die neue
Stube und Kammer. Im Jahre 1577 wurde für Graf Albrecht im Schloß
eine Wohnung eingerichtet, „da wo eine feine große Stuben unten und
oben beieinander eine Stube und eine Kammer" waren; 1649 berichtet der
Oberamtmann Vratislaus Finckh: „In dem Schloß ist nit mehr allß die
Taffei unnd obere Stuben sambt der Cammer daran, umb etwas zu bewohnen
... "8. Es ist offensichtlich, daß hier jeweils die gleichen Räume gemeint
sind. Im 3. Stock (Dachgeschoß) des Gebäudes A befand sich die
Küche und ein Gang in die Schloßkapelle9. 1586 wies der Oberamtmann
Johannes Branz darauf hin, daß das Wolfacher Haus nicht zu zwei Haushaltungen
beschaffen sei10. Als eigentlicher gräflicher Wohnsitz diente also
nur das Gebäude A, während das ehemals Behemsche Steinhaus (B) und
der bergseitige Schloßflügel (C) für andere Zwecke verwendet wurden.
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