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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 285
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gegenüber der Aufrichtigkeit der Durlacher Verwandtschaft in bezug auf
die Erfüllung der im Erbvertrag festgeschriebenen Religionsabmachungen
hegte, von Anbeginn auf der Seite derer stand, die die katholische Religion
in ihren Grundfesten und ihrem Bestand gefährdet sahen. Von der Analyse
der Situation zur konkreten politischen Aktion war es für Maria Viktoria
nur ein kleiner Schritt. Damit füllte sie keineswegs die ihr und den Witwen
der Markgrafen allgemein zugedachte Rolle aus, im Gegenteil: sie mischte
sich ein, sprach mit, betätigte sich politisch in durchaus kritischem Sinne,
kurz: aus der braven Ehefrau von einst wurde eine zornige, unruhige und
unbequeme ältere Dame. Ob sie dabei lediglich das Testament ihres verstorbenen
Gatten zu erfüllen trachtete, der ihr die Aufgaben zugewiesen
hatte, zur Auferbauung der christkatholischen Religion in Unsern Markgräflichen
Landen und zur Verbesserung der Sitten6 beizutragen, oder erst
nach seinem Tode, gleichsam von seinem übermächtigen Schatten befreit,
jene Wirkkraft fand, die sie zu einem der exponiertesten Vertreter des katholischen
Baden-Baden werden ließ, bleibt unerheblich.

Mit Argusaugen beobachtete sie auf jeden Fall den Einigungsprozeß, jederzeit
bereit, für die Rechte des katholischen Bevölkerungsteils in der
Markgrafschaft Baden einzutreten. Anerkennung fand in ihren Augen zwar
durchaus das Bemühen der Karlsruher Regierung, den Seligsprechungsprozeß
des Markgrafen Bernhard von Baden in Rom zu betreiben und damit
der katholischen Bevölkerung im Lande gleichsam eine Morgengabe
für das weitere gedeihliche Zusammenleben zu präsentieren. Doch neben
symbolischen Gesten erwartete Maria Viktoria positive Resultate der praktischen
Politik.

Als durch die Auflösung des Jesuitenordens, 1773, deren im Hinblick auf
die geistige und religiöse Bildung des Volkes durchaus segensreiche Tätigkeit
in Baden ihr Ende fand, entschloß sie sich, das von den Jesuiten
zurückgelassene Vakuum aufzufüllen. 100 000 Gulden aus ihrem Privatvermögen
stellte sie für die Errichtung und zur Unterhaltung eines Seminars
in Baden-Baden aus, eines Seminars, dessen Aufgabe es sein sollte,
für den Nachwuchs an geeigneten, und das hieß in diesem Falle katholischen
Schullehrern und Geistlichen zu sorgen. Praktische Hilfe stand im
Vordergrund ihres Tuns, wobei sie sich dazu besonders verpflichtet fühlte,
weil sie über die nötigen Geldmittel zur Realisierung solcher Projekte verfügte
. Insoweit bildeten bei ihr politisches Wollen und praktisches Tun
durchaus eine Einheit, predigte sie keineswegs anderen Wasser und trank
selbst Wein, ein Umstand, der möglicherweise zu ihrer wachsenden Popularität
nicht unwesentlich beigetragen hat.

Mit dieser Stiftung, und das wird ihr durchaus bewußt gewesen sein, rüttel-

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