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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 296
(PDF, 147 MB)
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waren seine wöchentlichen Abendunterhaltungen und Soupers in seinen
Häusern in Wien und Preßburg, zu denen 100 bis 150 Personen von Stand
geladen waren. Nach dem Souper fanden Spiele, Konzerte und Bälle statt,
die sich bis nach Mitternacht ausdehnten, und es herrschte in den
Rohan'schen Salons ein freier und ungezwungener Ton. Diese für Wien
ungewöhnlichen Neuerungen mißfielen der Kaiserin sehr. Sie fand diese
Veranstaltungen für einen kirchlichen Würdenträger unpassend und ließ
ihn dies wissen, was Rohan aber nicht sonderlich beachtete. Die Kaiserin
nannte ihn in ihren Briefen ein „Mauvais Sujet" (Taugenichts) und
wünschte seine Abberufung.

Ein wichtiges politisches Ereignis während Rohans Botschaftertätigkeit
war die 1. Polnische Teilung, gegen die Rohan im Namen des Versailler
Hofes die dringendsten Vorstellungen erhob.

Als besonders verhängnisvoll im Hinblick auf Rohans Beziehungen zur
späteren französischen Königin Marie Antoinette erwies sich ein Brief
Rohans an seinen Minister d'Aiguillon, in dem sich Rohan sehr negativ
über die Kaiserin im Zusammenhang mit der Polnischen Teilung äußerte
(„lettre fatale").

Duc d'Aiguillon überließ diesen vertraulichen Brief der Gräfin Dubarry,
die ihn bei einem kleinen Souper den Gästen vorlas, wodurch dessen Inhalt
allgemein bekannt wurde. So entstand bei der Dauphine Marie Antoinette
der Eindruck, Rohan würde mit ihrer Gegnerin, der Mätresse des Königs
Louis XV. („S. M. tres chretienne") über wichtige Staatsangelegenheiten
korrespondieren, was ihr besonders verwerflich erschien. Abbe Georgel
schreibt, daß ohne diese unbegreifliche und sehr tadelnswerte Leichtfertigkeit
des duc d'Aiguillon der berühmte Halsbandprozeß niemals stattgefunden
hätte.

Die Menge der Scherereien in Wien betrübten den Prinzen de Rohan. Seine
schlechte Gesundheit erforderte Bäder und Zerstreuung. Er erhielt deshalb
die Erlaubnis, nach Böhmen, Polen und Ungarn zu reisen. Abbe Georgel
wurde für mehrere Monate „par interim" mit der Erledigung der Geschäfte
beauftragt, so daß er nicht mitreisen konnte.

So finden sich in seinen Memoiren leider keine näheren Mitteilungen über
die Reise seines Freundes, des „prince ambassadeur" de Rohan, nach Ungarn
, und man muß auf andere Quellen zurückgreifen.

Auf viele interessante Schilderungen des Abbe Georgel aus seiner diplomatischen
Tätigkeit in Wien kann hier nicht näher eingegangen werden. Er

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