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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 303
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Stil gehaltenen Hofstaat einem wahren Vertreter dieser Lebensform vorführen
. Der zweite Grund ist letzten Endes politischer Natur. Die bei der
Führung der Reichsgeschäfte der Monarchie in den Hintergrund gedrängten
ungarischen Aristokraten setzten ihren Ehrgeiz darein, wenigstens in
der Kunst des höfischen Lebens dem österreichischen Hochadel ebenbürtig
zu sein. Nikolaus der Prachtliebende wollte sich vor dem vornehmen Gast
auch als ungarischer Magnat besonders auszeichnen. Dies wird auch von
Bessenyei an einer Stelle seines Gedichtes angedeutet:

„Also rächte sich die ungarische Ehre:

Ihren Prunk bestaunte wohl die Wiener Sphäre. "

Bessenyei übernahm die Aufgabe des Chronisten aller Wahrscheinlichkeit
nach auf Wunsch des Prinzen Esterhäzy, da dieser gewiß auch für die
Druckkosten des Gedichts aufkam18.

Über die zu Ehren des Prinzen de Rohan veranstaltete Festlichkeitsserie
gibt es außer dem Gedicht von Bessenyei noch zwei Beschreibungen: den
Bericht des Wiener Diariums und die Aufzeichnungen des Barons Anton
Josef Zorn von Bulach, eines Begleiters von Rohan19. Mit diesen drei
Quellen lassen sich die Festveranstaltungen rekonstruieren20.

Prinz Louis de Rohan begab sich am 12. Juli nachmittags in großer Begleitung
nach Eszterhäza.

Nach Ankunft der Gäste fand die von Bessenyei erwähnte Vorstellung
„Heinrich IV." statt. Es handelte sich nicht um Shakespeares Schauspiel,
sondern um das Stück „ La partie de chasse du roi Henri IV" von dem
französischen Autor Colle, der damals sehr beliebt war (Titel der deutschsprachigen
Fassung: „Die Jagdlust Heinrichs des Vierten").

Das Gedicht von Bessenyei belegt, daß das zu Ehren der französischen Gäste
aufgeführte Theaterstück von dem französischen König handelte. Dies
war in der älteren Literatur nicht beachtet worden. Die Vorstellung fand
nicht im Theater, sondern in der Sala Terrena oder in dem im ersten Obergeschoß
des Schlosses liegenden Prunksaal statt21.

Dem Schauspiel folgte das heroisch-pantomimische Ballett „Das Urteil des
Paris" des berühmten Ballettmeisters Jean Georges Noverre, der einer der
größten Künstler in der Geschichte des Balletts war. Nikolaus Esterhäzy
ließ ihn für diese Gelegenheit nach Eszterhäza kommen, damit er mit seinen
Tänzerinnen und Tänzern sein bereits im Vorjahr in Eszterhäza getanz-
tes Ballett nochmals vorführe22.

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