Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 320
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0320
Den Akten sind, soweit aktuell, auch Aufstellungen über den Verkauf der
Liegenschaften und Verzeichnisse über etwaige Fahrnisversteigerungen
angeschlossen. Diese Listen geben uns verwöhnten Zeitgenossen der Jahrtausendwende
eine Ahnung davon, wie hoch unsere Vorfahren im vorindustriellen
Zeitalter selbst die kleinen Dinge einschätzten. Da sind z.B.:
1 Nachthemd, 1 Magnet, 2 Gänse, 100 Strohseile der schriftlichen Erwähnung
wert befunden worden. Eine Besonderheit galt den Pächtern von
Herrschaftsäckern. Das Domänenamt Bühl verlangte von den Auswanderern
, daß sie einen Ersatzmann namhaft machten, der bereit wäre, die
Äcker zu den alten Bedingungen zu übernehmen, was in der Regel auch
geschah.

Die einschlägigen Akten des Bezirksamtes Rheinbischofsheim (ab 1856
Kork) folgen einander nicht chronologisch (1830-73), sondern nach dem
Zufallsprinzip, ein Zeichen dafür, daß sie erst später archiviert worden
sind8. Eine Liste aller Auswanderer findet sich im Anhang.

Die verschiedenen Gruppen der Auswanderer und deren Motive

Heirat als Auswanderung

Vor den Behörden galten auch 10 junge Frauen als Auswanderer, obwohl
sie das Gebiet des Deutschen Bundes nicht verließen bzw. nur über den
Rhein zogen. Diese Frauen hatten die Absicht, außerhalb Badens eine Ehe
zu schließen und mußten deshalb aus dem badischen Staatsbürgerverband
entlassen werden. Von den besagten Frauen heirateten sechs ins Elsaß, eine
nach Nordfrankreich, zwei nach Württemberg und eine nach Hessen.

Wirtschaftliche Begründungen der Auswanderung

Die meisten, besonders die jungen Leute, geben stereotyp an: „Ich habe
hier keine ausreichende Existenz." So z.B. Ludwig Schoch (1854/985)9:
„Da ich durch all meinen Fleiß und Sparsamkeit mir hier keine sichere
Existenz zu gründen in der Lage bin." Christian Schilling (1863/984) klagt
über die „übersetzte Weberprofession". Von Interesse dürfte auch die
Begründung eines wohlhabenden Handwerkers sein: Christian Wahl
(1844/1004), Vater von sechs Kindern, meinte: „Weil ich meiner Kinder
Glück dort eher befördern kann als hier". Er besaß etwa 1,7 Hektar Liegenschaften
und konnte damit neben seinem Handwerk (Glasermeister) als

320


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0320