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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 337
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ging, je mehr die Flößer ihre Riesenkraft im Stauen und Lenken des langen
Holzzuges zeigten, um so größer unsere Freude und unser Staunen."8

Für Hansjakob, und für die anderen Buben in Hasle, war es ein Leichtes,
die Flößer voneinander zu unterscheiden. „Die durstigsten waren die von
Wolfe, die derbsten die von Schilte. Diese waren aber auch Kraftgestalten,
und ihren prächtigen, stark schwäbischen Dialekt hörte ich am liebsten,
lieber als den alemannischen meiner Heimat."9 Da waren etwa der Glaser-
Christof, der Glaser-Ulrich und des Salzbecken Abraham; der Huber am
Roa, der Roa-Wöhrle, der alt' Grenadier, 's Groschupen Kanonier und der
G'west; der Lehbeckle, der Salpeter-Christi, der Sammel-Isaak, der Du-
schi, der groß' Bombis und der klei' Bombis; der Salzbeck, der Stegbeck,
der Brünneli-Hafner und 's Nagelschmieds Hans; um nur die Schiltacher
zu nennen. „Der derbste war der rot' Jos, dessen Haare schon weither
leuchteten, wenn er auf dem Floß daherfuhr und wir Buben auf der Kinzigbrück
zu Hasle stunden. Ihm riefen wir im Schiltacher Dialekt zu: ,Rauter,
hausch' ou scho a Schoppe ghau heit?' Da schimpfte der Jos teufelmäßig,
während er unter der Brücke durchfuhr. - Kamen Schiltacher Flözer ohne
den Roten, so machten wir sie wild, indem einer von uns hinunterrief: ,Flö-
zer, wo haunt ihr den Raute glau!' Sie wurden jeweils teufelswild und wetterten
: ,Gau hoim dau Esel dau oder dau kriegst a Stanga auf dei Eselskopf
nau g'schlage.' Oder: ,Gau hoim und b'schau dei Muatter, des isch au a
raute!'"10

Es machte also offenbar Spaß, die Flößer bei der Durchfahrt durch die
Brücken zu necken, schon weil man wußte, daß sie bei diesem gefährlichen
Geschäft keine Gelegenheit fanden, sich so zur Wehr zu setzen, wie
sie es sonst ohne weiteres getan hätten. Die Kehler Kinzigflößer mußten
sich „Keiler Lappe, Keiler Lappe" zurufen lassen, wofür sie sich allenfalls
mit „Dieleköpf, Dieleköpf' rächen konnten. (Spottverse gab es obendrein
.") Und die Neckarflößer nahmen zwar auch, etwa bei Haßmersheim,
manchmal die Buben ein Stück weit mit, aber es nützte ihnen nichts: „Hatten
wir uns dann wieder ins Wasser abgesetzt, so foppten wir die Flößer
aus sicherer Entfernung. Wir ahmten nämlich ihren schwäbischen Dialekt
nach und riefen: Jockele, schmeiß d' Sperre neü' In Haßmersheim spricht
man nämlich fränkisch, während die Flößer aus dem alemannischschwäbischen
Gebiet kamen."12 So ähnlich hat es, aus der Zeit um 1860,
auch Isolde Kurz aus Tübingen berichtet: „Sobald flußaufwärts die Spitze
eines Floßes erschien, füllte sich die Neckarbrücke und der alte Hirschauer
Steg mit Studenten, die der Anblick wie mit Besessenheit ergriff. Und so
lange sich unten der vielgliedrige Wurm, von mächtigen Gestalten in hohen
Flößerstiefeln gesteuert, vorüberschob, brüllte es oben von den
Brücken und aus den Fenstern der Neckarhalde in langgezogenen Tönen:

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