Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 365
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0365
Zur Arbeit trugen die Kinder die alten Kleider auf. Die Schürze über dem
Rock fehlte bei den Mädchen nie, weder feiertags noch werktags. Daß die
kleinen Geschwister die Kleider der Großen auftrugen, war selbstverständlich
.

„ Un wenn no kleinere Gschwister do wäre, die hen immer miesse vun de
gressere Kleider nochtrage. Do isch nix weggschmisse wore. " (M, BK)

Mit den Schuhen verhielt es sich genauso. Die Kinder besaßen meist nur
ein, höchstens zwei Paar Schuhe. Waren die Ledersohlen heruntergelaufen,
wurde das Oberleder säuberlich abgetrennt und eine Holzsohle vom
Schuhmacher daran genagelt. Mit Nägeln versehen hielt diese Sohle lange.
Trotzdem wurde gemahnt:

„Lupfe eure Fieß, stolpere wider alli Nägel rus." (F, TK)

Schuhe durften nur solange als unbedingt nötig getragen werden. Vom
Frühjahr bis zum Herbst mußten die Kinder barfuß gehen. Daß es da noch
manchmal kalt war, daran erinnern sich viele.

„Ja, mir sin viel barfuß glaufe. Wenn 's emol warm woren isch: Ja, jetz kenne
ner d'Schueh dehoim loh. " (F, BK)

Auch die Qual beim Gehen auf den mit Steinen aufgeschütteten Wegen ist
noch in Erinnerung. Oft bluteten die Füße und schmerzten. Doch wehleidig
durften die Kinder nicht sein. Kleinere und größere Wunden wurden
mit Hausmittel behandelt. Man salbte mit einer Mischung aus ausgelassener
Butter (Anken) und Kräutern oder mit dem bewährten Heilmittel
Schnaps. Der Arzt wurde nur in äußersten Notfällen zu Rate gezogen.

„Oh Gott, do war kei Stroß geteeret. Mir hen die Zehe immer offe ghet,
vum Stolpere. " (F, TK)

Krankheit

Man war gewohnt, für sich selbst zu sorgen. Ärzte gab es noch nicht an allen
Orten, und sie kosteten Geld. Medikamente aus der Apotheke oder
vom Arzt selbst gemischt, waren ebenfalls mit einer Geldausgabe verbunden
. So verließ man sich auf alte Hausmittel. Die Kinder litten vor allem
sehr unter Zahnschmerzen. Gab es einen Zahnarzt am Ort, so kannte der
als Abhilfe nur das Ziehen der Zähne.

Sogar der Friseur zog noch Zähne, wie sich eine Frau erinnerte. Der Rat

365


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0365