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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 521
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0521
geflüchtete Oberbürgermeister Robert Ernst die Räumung an. Der Gauleiter
und Reichsverteidigungskommissar Robert Wagner hatte ihn zum Räumungskommissar
in Kehl ernannt. Beide hatten südlich von Erstein mit
einer Fähre über den Rhein gesetzt und Kehl erreicht.21

Sundheim, Solling, Kronenhof und Kehl mit zuletzt 12 199 Einwohnern
wurden geräumt unter den allerschwersten Bedingungen, es regnete seit
Tagen, Granaten schlugen ein, Häuser brannten. Den Abschluß der Räumung
am 25. November 18 Uhr meldete Ernst dem Brückenkopfkommandanten
. Dieser schloß die Ortsausgänge durch Polizeiposten und ordnete
an: „Nachdem Kehl Frontgebiet geworden ist, ist ein Betreten des Stadtgebiets
durch Zivilpersonen verboten."

Aus den Geschäften und Lagern ließ der Räumungskommissar lebenswichtige
Güter bergen. Requisitionen für die Wehrmacht (Lebensmittel,
Möbel) registrierte die Polizei.22

Ab 17. Dezember wurde die Polizei nach Offenburg verlegt und von einer
Kompanie der SS-Feldgendarmerie abgelöst. Mit einer dreifachen Genehmigung
konnte ein Kehler seine Wohnung aufsuchen, begleitet von einem
SS-Mann, Dauer 2 Stunden. Von der Plünderung verlassener Wohnungen
durch deutsche Soldaten wird aus Kehl (27728. 11.) und aus Marlen berichtet
(seit 9. 12.). Dort waren wie in Goldscheuer zahlreiche Scheunen
abgebrannt, in Marlen auch zahlreiche Wohnhäuser, und sechs Tote und
Verwundete durch Artilleriebeschuß wurden Ende Dezember in Kittersburg
verzeichnet.23

Von der allgegenwärtigen Bedrohung durch die politische Polizei und den
Verbrechen, die die Gestapo auch in diesen Tagen selbst nach ihrer Vertreibung
aus Straßburg und dem Elsaß hier verübte, zeugen nur einige wenige
Gedenksteine. Zwischen dem 23. und dem 29. November hat die Gestapo
29 Angehörige der elsässischen Widerstandsgruppe „Alliance", 20 davon
aus den Gefängnissen Rastatt und Bühl, erschossen und einige am Kehler
Ufer in den Rhein geworfen. Offenbar auf der Flucht aus dem eroberten
Mühlhausen hat die Gestapo weitere 29 Mitglieder der Resistance über den
Rhein verschleppt und bei Offenburg umgebracht, davon stammten 11 aus
Thann und darunter waren vier Frauen. Durch Genickschuß wurden alle
zwischen dem 22. November und dem 6. Dezember im Durbacher Wald
bei Rammersweier getötet.24 Noch am 23. November, dem letzten Tag
ihres Erscheinens, meldeten die Straßburger Neuesten Nachrichten einen
ähnlichen Fall unter dem Titel „Dem Verrat folgt die Strafe": Zwei Ehepaare
wurden hingerichtet, weil sie vor der Zeit die Befreiung Hüningens
gefeiert hatten.25

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