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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 565
(PDF, 147 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0565
13.4. 11.30 Uhr. Der Anmarsch auf Unzhurst erfolgt unerwartet durch die
L französische Armee direkt von Steinbach über Vimbuch/Balzhofen mit der
ganzen Masse der Panzer unter Umgehung von Bühl und Ottersweier. 5 Stunden
lang leisten deutsche Batterien aus den beiden Bunkern Unzhurst/Oberwasser und
den Wäldern um den Ort Widerstand, wodurch der Feind Panzer- und Mannschaftsverluste
erleidet. Nach der Besetzung bis zum Morgen des 16. andauernder
Beschuß durch deutsche Artillerie, der von den Franzosen aus Unzhurst erwidert
wird. Ein Zivilist stirbt dabei. Wohl infolge des längeren Widerstandes, der Verluste
und der Unmasse des Durchgangsverkehrs schwere Ausschreitungen gegen die
Bevölkerung: nach vorsichtigen Schätzungen 20-30 Schändungen, die genaue
Zahl dürften nur die Ärzte kennen. 50-60 Personen suchen Zuflucht im Pfarrhaus,
die letzten gehen erst nach 14 Tagen wieder. Auch später plündern und vergewaltigen
französische Soldaten, die aus Achern kommen. (17. 5. 1945)

13. 4. Schwarzach nehmen die Franzosen ohne Zwischenfälle ein. Eine Stunde
nach der Übergabe schießt deutsche oder französische Artillerie in den Ort, ohne
größere Schäden anzurichten. Teilweise Verwüstungen und Plünderungen durch
feindliche Soldaten; viele andere benehmen sich jedoch korrekt, manche sogar
nobel. Wahrscheinlich vier Vergewaltigungsversuche. (22. 5. 1945)

13.4. 16.00 Uhr. Nach Ulm kommen die Franzosen von Schwarzach her. Am
1. Bunker werden 7 Männer des Volkssturms erschossen. Abgabe von Waffen, Radio
, Fahrrädern, auch Wegnahme von Inventar und Lebensmittel. (16. 5. 1945)

13. 4. Zwischen 16.30 und 17.30 Uhr wird Gamshurst erobert. Die letzten Verteidiger
sind ein Zollgrenzschutzbataillon. Ein Maschinengewehr vor dem Pfarrhaus
feuert, bis eine Panzergranate den Schützen zerfetzt, die andern werden vertrieben
. 5 Soldaten fallen, ein Zivilist stirbt, Plünderungen, 9 Vergewaltigungen.

(5. 6. 1945)

13.4. Großweier wird zwischen 18.30 Uhr und 20.00 Uhr durch französische
Panzertruppen erobert, die von Unzhurst her kommen. Eine Volkssturmbatterie am
Ortseingang verliert das Duell mit den Panzern; 5 Kanoniere fallen. Flüchtende
Volkssturmmänner werden „mit Roß und Wagen" niedergewalzt. Insgesamt lassen
10 deutsche Soldaten, 5 Zivilisten, darunter ein Elsässer und ein Pole, und mindestens
ein französischer Soldat ihr Leben. Später deutscher Artilleriebeschuß
des Dorfes, aus dem französische Panzer die deutschen Linien beschießen. Am

14. Abmarsch der Fahrzeuge in Richtung Gamshurst-Wagshurst bzw. Sas-
bach-Achern.

Die ersten 10 Tage verlaufen ruhig in der Ortschaft, danach beginnt eine schwere
Zeit. Kaum reguläre Truppen, sondern bewaffnete Elemente kommen während der
Nacht und plündern im großen Stil. Abend für Abend versammeln sich die
Mädchen und Frauen aus der langgezogenen Ortschaft in Pfarrhaus, Kirche,
Privathäusern in der Dorfmitte. Trotzdem werden 6 Frauen, darunter eine Siebzigjährige
, vergewaltigt, Frauen und Kinder blutig geschlagen, wenn sie um Hilfe
schreien, Männer mit der Waffe bedroht, weil sie die Verstecke ihrer Frauen und
Töchter nicht verraten. (7. 6. 1945)

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