Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 571
(PDF, 147 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0571
15. 4. 9.00 Uhr. Fautenbach liegt am 13. u. 14. wieder unter dem Beschuß feindlicher
Kanonen. Man erwartet den französischen Angriff von Großweier und
Gamshurst her, daher sprengen deutsche Soldaten die Straßenbrücke über die
Rench nach Gamshurst. In der Nacht zum 15. ziehen alle deutschen Truppen ab.
Am Morgen des 15. um 9.00 Uhr kommen zwei Autos von Önsbach her und fordern
den Ort zur Übergabe auf, die ohne Widerstand erfolgt. An der Straße stehen
schon Flüchtlinge aus Gambsheim, Herrlisheim und Hoffenheim - seit ca. 6 Wochen
leben 220 Elsässer in Fautenbach - und empfangen den Feind: „Jetzt kommen
unsere Soldaten!" Für 14 Tage Plünderungen und Vergewaltigungen (ca. 19),
obwohl französische Soldaten versuchen, die Deutschen zu schützen. „Vorher sehr
gehässige Naziweiber" verwandeln sich in große Franzosenfreundinnen und
führen Franzosen in die Häuser von Nazigegnern, damit sie dort requirieren, (o. D.)

15.4. In Erlach sprengen am 14. deutsche Pioniere die Renchbrücke, ohne sich
um den heftigen Protest der Einwohner zu kümmern, denen das Militär sogar mit
Gewaltmaßnahmen droht. An 12 Häusern, auch an Kirche und Pfarrhaus, entstehen
schwere Schäden. Der Einmarsch der Franzosen bringt keine Zwischenfälle.
Zwar Plünderungen, aber keine Belästigungen und Vergewaltigungen bekannt.

(4. 6. 1945)

15. 4.12.30 Uhr. In Stadelhofen verhindern am 14. und 15. 4. einheimische Männer
zweimal, daß einer unserer Soldaten die Brücke über die Rench mitten im
Dorf sprengt, auch weigern sie sich, Panzersperren zu besetzen und zu verteidigen,
wozu sie auch gar keine Mittel haben. Die Franzosen können einrücken, ohne daß
ein Schuß fällt. Französische Zivilarbeiter aus der hiesigen Fabrik vereinigen sich
sofort mit ihnen. In den nächsten 14 Tagen zahlreiche Einquartierungen, großenteils
„Schwarze". Durchmärsche zu Last- und Panzerwagen und zu Pferd. Nur
einzelne Fälle von Vergewaltigungen. Ortskommandant wird ein früherer Zivilarbeiter
. (5.6.1945)

15. 4.12.50 Uhr. Vom 10.-11. 4. kommen durch Lauf viele deutsche Truppen auf
dem Rückzug. Am Nachmittag des 14. - es befindet sich kein deutscher Soldat
mehr im Dorf - starker Beschuß mit Schrapnells, später ein zweiter Feuerüberfall.
Große Schäden an den Häusern in der Mitte des Ortes und vier Verwundete sind
die Folge. Am nächsten Tag bleiben die Panzersperren offen, um die Mittagszeit
rücken 20 französische Soldaten ein. Die Rundfunkapparate müssen abgegeben
werden, man hofft, daß das Schlimmste vorbei sei. Da berichtet eine zurückkehrende
Patrouille, eine Viertelstunde vom Dorf entfernt stünde SS. Sofort verlassen
die Franzosen das Dorf und beschießen später Lauf und die Zinken Höfe, Butzen-
winkel und Gehrengraben. Eine Mutter von drei Kindern und ein Mann aus Ottersweier
kommen dabei um. Am 16. besetzt dann ein starker marokkanischer Verband
den Ort endgültig. Er liefert sich mit ca. 100 deutschen Verteidigern oberhalb
der Glashütte ein kurzes Gefecht. Zwei Volkssturmmänner fallen, die andern kommen
in Gefangenschaft.

Mehrere Vergewaltigungen, darunter auch - wohl der einzige Fall in unserem Gebiet
- von zwei Jünglingen. Ein fünfzehnjähriges Mädchen wird erschossen, als es
vor Marokkanern flieht, ein anderes von einem ehemaligen französischen Kriegs-

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