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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 591
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zu beklagen. Ein französischer Spähtrupp erreichte am 24. April gegen halb acht
Uhr abends von Triberg aus den Ort. Den ganzen folgenden Tag über zogen französische
Truppen durch Schönwald, Kampfhandlungen fanden nicht statt. Bis zum
17. Mai blieb der ehemalige Ortsgruppenleiter und Bürgermeister im Amt, danach
wurde er vom französischen Kommandanten in Triberg abgesetzt. An seine Stelle
trat ein ehemaliges Zentrumsmitglied.

Der Pfarrer beschreibt die Situation in der Gemeinde als ruhig, wenn sich auch die
andauernden Plünderungen negativ auf die Stimmung der Bevölkerung auswirkten
. Das religiöse Leben „geht seinen gewohnten Gang". Wohl aus gutem Grund
wird der Vortrag „Die Gefährdung der Frau und des Mädchens in der Gegenwart
und die christliche Haltung derselben" besonders erwähnt. (3. 7. 1945)

Triberg erlebte gegen Ende des Krieges mehrere Bombenangriffe, bei denen zahlreiche
Menschen ihr Leben lassen mußten. Die Gebäudeschäden waren verhältnismäßig
gering. Dies änderte sich am 23. April beim Abzug der deutschen Truppen,
die Straßen, Brücken und Eisenbahntunnels sprengten. Dabei wurde besonders die
Wallfahrtskirche in Mitleidenschaft gezogen, „Kirchendach und Fenster an der
Straßenseite schlimm zerstört. Das Innere des Heiligtums voll Staub und Schutt".
Am 24. April wurde Triberg kampflos übergeben, nachdem sich der zusammengestellte
Volkssturm schon vorher aufgelöst hatte.

Nach der Besetzung herrschte auch hier das gewohnte Bild, wobei vor allem auf
das wilde Treiben der Russen hingewiesen wird. (17. 5. 1945)

Der Bericht aus Nußbach zeichnet sich durch seine genaue Schilderung der letzten
Tage und Stunden vor der Besetzung aus. Nußbach sollte verteidigt werden.
Panzersperren wurden errichtet und Straßen gesprengt, wobei großer Sachschaden
an den umliegenden Häusern entstand. Sollten in den letzten Tagen schlimme Ereignisse
wie Zerstörung und Tod, von denen man bislang verschont geblieben war,
hier eintreten? Der Bürgermeister und die Parteifunktionäre taten nichts, um den
planmäßigen Zerstörungen entgegenzuwirken. Im Gegenteil, sie versuchten zu
fliehen. Der Pfarrer führt weiter aus: „Überall liefen Spione herum, aufgestellt von
der Partei. Jungen von 16 und 17 Jahren wurden mit Panzerfäusten und anderen
Kampfmitteln versehen. Das Ende schien grausam zu werden."
Doch innerhalb der Truppe gab es Meinungsverschiedenheiten, die einen wollten
den Kampf einstellen, die anderen wollten bis zum Schluß kämpfen. Die Bevölkerung
war in großer Sorge. Niemand wagte es, die Waffen niederzulegen, da immer
noch fanatische SS-Kämpfer im Ort waren. Dem Pfarrer „drohte ein SS-Mann mit
vorgehaltenem Gewehr mit sofortiger Inhaftnahme oder Erschießung, wenn er die
Agitation für die Schonung des Ortes nicht sofort unterlasse". Alles schien auf einen
erbitterten Kampf hinzudeuten. Warum dann aber doch noch der Befehl zum
Rückzug erfolgte, läßt sich nicht sagen. Jedenfalls verließen die letzten deutschen
Truppen am 24. April gegen Mittag Nußbach, das dadurch von großem Unheil
verschont wurde. Gegen 2.30 Uhr am selben Tag besetzte französische Kavallerie
kampflos den Ort. Da sich kein Parteimitglied blicken ließ, ging „ein beherzter
Mann, von den Nazis sehr gehaßt, . . . dem führenden Offizier entgegen, reichte
ihm die Hand als Zeichen der Übergabe".

Nach der Besetzung versuchten sich einige ehemalige Parteimitglieder bei der

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