Freiburger historische Bestände - digital

Die Franzosen sind da!

Aus den Tagebuchaufzeichnungen des Pfarrers Erich Reitinger
von Schweighausen

Gerhard Finkbeiner

Am 19. April 1945 sind die Franzosen als eine der vier Siegermächte des
Zweiten Weltkriegs ins obere Schuttertal einmarschiert. Über dieses außerordentliche
Geschehen hat uns der damalige Dorfpfarrer von Schweighausen
, Erich Reitinger, bemerkenswerte Tagebuchaufzeichnungen hinterlassen
.

Pfarrer Reitinger schildert nicht nur detailliert die örtlichen Ereignisse
jener Zeit, er reflektiert auch das Verhalten der Dorfbewohner und der
feindlichen Soldaten. Manche seiner Darstellungen versieht Reitinger mit
treffenden, tiefgründigen Anmerkungen, die heute noch eine lesenswerte
Brisanz besitzen.

Was auch immer an Missetaten in Schweighausen während der Tage der
Besetzung geschehen sein mögen, die Übergriffe der siegreichen Krieger
haben exemplarischen Charakter. Alles, was der Ortsgeistliche, der
übrigens gut Französisch sprach, niedergeschrieben hat, hat sich so oder
in vergleichbarer Weise beim Einmarsch der Sieger überall ereignet. Die
Abrechnung mit dem Kriegsverlierer scheint einer inneren, unbegreifbaren
Zwangsläufigkeit zu folgen - und dies weltweit bis zum heutigen
Tag.

Was hat sich nun in den kritischen Tagen des Einmarsches der französischen
Truppen im oberen Schuttertal zugetragen?

Dienstag, den 17. April 1945. Von der Außenwelt abgeschnitten

Für den Mittag war eine Versammlung der Priesterkongregation nach Reichenbach
angesetzt. Ich fuhr mit dem Rad hinunter, nahm den Kuraten von Dörlinbach mit
und den Pfarrverweser von Seelbach. Wir waren dann auch die einzigen, die da
waren, begreiflicherweise!

Es schoß den ganzen Tag mit Ari (Artillerie), Flieger waren am Himmel; um
Lahr wurde gekämpft. Ich hatte es mir so ähnlich gedacht; nur wollte ich genau
wissen, wie es im Untertal aussieht. In Seelbach sah man einige deutsche Batterien
- Flak, die hauptsächlich zur Panzerabwehr eingesetzt werden sollte. Von

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