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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 244
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nis; oft war der Wasserstand zu niedrig und die Flöße blieben tagelang liegen
, auch wurden Flöße dort zurückgehalten, sofern in dem Kehler
Floßhafen kein Platz war. Die auf den Flößen mitgeführten Schnittwaren,
Dielen und Bohlen, wurden mit Pferden herabgezogen wie Baumstämme,
da sie am Kopfende nicht ganz durchgesägt waren. Die Dielenköpfe sägten
die Neumühler mit Zugsägen ab und handelten sich dadurch den Übernamen
„Neumühler Dieleköpf' ein. Auch der Übername „Sundmer und
Kehler Mutzelappe" ist durch die Flößerei entstanden. Ein Verslein über
die Kehler Flößer lautet:

Wer will mit ins Flöße dappe,

der muß han e lange Lappe,

denn die lange Lappe sin so gut,

daß s'Wetter de Hosse ken Schade tuet.16

In Kehl landeten die Flöße im sogenannten „Floßhäfele"17, das vor Errichtung
der verschiedenen Kinzigdämme etwa in Höhe der Tulla-Realschule
lag (heute noch Läger genannt). Dort wickelte sich das Holzgeschäft ab.
Verkaufte Stämme wurden zunächst „gerissen", d.h. gezeichnet, an Land
gezogen oder zu einem Rheinfloß geschlagen. Im letzteren Falle kamen
auf die Tannenstämme die schönsten Eichen (Holländer) aus unseren Aue-
und Rheinwäldern, da sich Eichen allein nicht flößen lassen.

Die Fuhrleute aus unseren Dörfern, welche die großen Eichen aus den
Auewäldern mit Pferden, oft 4spännig, zum „Läger" nach Kehl brachten,
wurden im Volksmund die „Holländer" genannt.

An den Hauptstapelplätzen in Mannheim, Mainz oder Köln wurden die aus
dem Schwarzwald ankommenden Flöße mit solchen von Neckar und Main
zu großen Rheinflößen zusammengebaut. Solch ein Floß bestand aus einem
starren Hauptteil von 200 m Länge und etwa 65 m Breite.

Dem Hauptteil vorgebaut, waren vier bis fünf bewegliche Glieder, wovon
das vordere Ruderschemel für mehrere Ruder trug. Im Hauptteil waren
mehrere Schichten Stämme übereinander gelagert und nicht selten waren
verschwiegene Kammern zu Schmuggelzwecken eingebaut; außerdem befanden
sich auf diesem Floßteil allerlei Aufbauten, Unterkünfte und eine
Küche. Die Besatzungen sollen weit über hundert Mann betragen haben.
Da war zunächst der Floßherr mit seinem Gefolge, gleichzeitig der Kommandant
des Unternehmens. Dann kamen die Ruderknechte, die Sperrknechte
, die Flößer und die Bossler, junge Leute, die zu allen Diensten zu
gebrauchen waren. Es ist anzunehmen, daß hierher der im Hanauerland gebräuchliche
Ausdruck „Bosselbue" (aus der Flößersprache) stammt.

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