Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 306
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0306
Nur ein kleiner Aktenvorgang von 1858 erinnerte nochmals an die Verstrickungen
von 1849: am 3. November 1859 bat die Witwe Reindle um
die Rückgabe von zwei Jagdflinten, die 1849 beschlagnahmt worden waren51
.

Joseph Stricker, ein pensionierter Staatsdiener als Anhänger der Revolution

„Förster Stricker" war bereits im Januar 1848 pensionierter Bezirksförster,
betätigte sich nun aber zunehmend mit öffentlichen Angelegenheiten. Er
wurde „aus der Klasse der Mittelbesteuerten" in den großen Bürgerausschuß
von Offenburg52 und am 27. März 1848 „als Stellvertreter in den
Gemeinderath gewählt"53, trug als solcher die Beschlüsse des Offenburger
Gemeinderates in der Revolutionszeit mit und wurde folglich gemeinsam
mit Bürgermeister Ree und den anderen Gemeinderäten „wegen Teilnahme
am Hochverrat" in Untersuchung gezogen54.

Aber nicht diese Kollektivhaftung für die Beschlüsse des demokratischen
Gemeinderates brachten Stricker schließlich eine nachrevolutionäre Bestrafung
ein, sondern sein ganz persönliches Engagement. Seine Strafsache
ist eng mit der von Reindle verknüpft. Stricker war mit einer Schwester
von Glockners Großmutter Schmitt/Schmidt verheiratet, hatte aber keine
Kinder. Er war „namentlich mit geschwächtem Gesicht und Gehör behaftet
"55, war also wohl auf gut Deutsch kurzsichtig und schwerhörig. Wegen
vielfacher Kränklichkeit war er schon mit 50 Jahren Frühpensionär und
fand nun in der Glasfabrik seines Verwandten Reindle Nebenbeschäftigung
und Zubrot. Er hatte hier die Schreibarbeiten zu erledigen, und so kam es,
daß Stricker in der Revolutionszeit auf Reindles Geheiß verschiedentlich
Abschriften von Anordnungen anfertigte, die dieser in seiner Stellung als
Mitglied des Offenburger Sicherheitsausschusses herausgab - was Stricker
nachträglich stark belasten sollte.

Noch gravierender aber war später seine Teilnahme am Zuge des Offenburger
ersten Aufgebotes vom 14. Mai 1849 nach Nordbaden - eine durchaus
freiwillige Tat des im Grunde untauglichen und zu alten Mannes. Man
kann sich schwer vorstellen, was der älter wirkende, kränkliche Mann in
der durchweg viel jüngeren Mannschaft des ersten Offenburger Aufgebots
zu suchen hatte, mit der sich Stricker im ersten Hochgefühl der Revolutionsbegeisterung
am 14. Mai 1849 auf der Eisenbahn nach Nordbaden
aufmachte.

Diese offenkundige Diskrepanz zwischen körperlicher Hinfälligkeit und
geistiger Revolutionsbereitschaft seines Klienten versuchte nachträglich

306


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0306