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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 358
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schiedlich beurteilt. Zu konstatieren ist jedoch eine weitgehende Zustimmung
, die um so stärker auffällt, als etwa in den Gegenden Deutschlands
mit einer überwiegend katholischen Bevölkerung, wozu weite Teile des
Großherzogtums Baden gehörten, noch wenige Jahre zuvor, zur Zeit des
preußisch-österreichischen Krieges von 1866, dem preußischen Staat und
dem preußischen Militär Ablehnung und Feindschaft entgegengebracht
wurden, während die Sympathien der österreichischen Seite galten.

Allerdings lehnten politisch der Linken zuzuordnende Politiker, Publizisten
und Schriftsteller die Herstellung oder Erzwingung der Reichseinheit
von oben, die preußische Vorherrschaft und die monarchische Staatsform
weiterhin ab.

Die Zeitungen brachten in den Tagen nach dem 18. Januar 1871 in Umfang
, Form, Inhalt und Plazierung unterschiedliche Berichte. Die nationalliberale
„Freiburger Zeitung" räumt dem Bericht über das Geschehen in
ihrer Ausgabe vom 20.1.1871 die 1. Spalte der Titelseite ein und nimmt
Authentizität in Anspruch, indem sie ein „offizielles Telegramm" abdruckt:

„Versailles, 18. Januar, 12 Uhr mittags. Die Kaiserproklamation findet soeben
in feierlicher Weise in dem großen Saal des Schlosses statt." Es folgt
ein ausführlicher Artikel, in dem Wilhelm I. als „Mehrer des Reiches" bezeichnet
wird, denn er habe die „geraubten Provinzen Elsaß und Lothringen
zurückerobert".

Am 21.1. kommt diese Zeitung auf das Ereignis zurück und meldet Freude
darüber, „daß wir wieder einen Kaiser haben". Sodann tadelt sie den
„Mannheimer Anzeiger", das Organ der badischen Demokratie: das Blatt
habe es übernommen, „einen Tropfen schmutziger Brühe in den Becher
der Freude zu gießen", indem es „auf keine Spur von Begeisterung" hingewiesen
habe. In Baden zeigte sich also, wie nicht anders zu erwarten, eine
ambivalente Reaktion auf das Geschehen, das sich im fernen Versailles nahezu
unter Ausschluß der Öffentlichkeit abspielte. Im übrigen Deutschland
war das publizistische Echo ähnlich dissonant. Die Zeitungen, die den Ho-
henzollern und der preußischen Regierung nahestanden, berichteten ausführlich
(P. Hassel im „Staatsanzeiger" vom 23.1., Louis Schneider in der
„Kreuzzeitung" vom 25.1.18712). Die linksliberale „Frankfurter Zeitung"
hingegen widmete der Kaiserproklamation nur wenig Aufmerksamkeit. In
der Ausgabe vom 20.1. erwähnt sie die Kaiserproklamation zwar auf der
ersten Seite, aber nur in der 3. Spalte. Der Berliner Korrespondent berichtet
am 18.1.: „So ist denn heute am 18. Januar das Kaiserthum proklamiert
worden. Anfänglich hatte man [. . .] die Absicht, die Anwessenheit des Königs
in Berlin, die für den 29. d. M. in Aussicht genommen worden war,

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