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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 367
(PDF, 127 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0367
„Stiftung der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv
" in Berlin aufbewahrt14.

Zum Tode Hörths (1935) veröffentlichte die „Frankfurter Zeitung" einen
Gedenkartikel. Er schließt mit den Sätzen: „Ein randvoll gefülltes Leben
liegt hinter Otto Hörth, eine wahrhaft imposante, von höchster Gewissenhaftigkeit
getragene und von Gelehrtenfleiß durchsättigte Daseinsleistung,
die wir bewundern und die wir ihm danken. Mit uns die Freunde und Leser
der frankfurter Zeitung', für die Otto H. noch einmal an das Licht tritt,
mit ihnen, wie wir glauben dürfen, werden sich auch die Gegner vor einem
Manne verneigen, der seinen Idealen die Treue bewahrte15." Welches die
Ideale waren, denen der Demokrat Hörth die Treue bewahrte, konnte zu
diesem Zeitpunkt, zwei Jahre nach der sogenannten „Machtergreifung"
Hitlers und der zunehmenden „Gleichschaltung" und Zensur der Presse,
nicht mehr so deutlich ausgesprochen werden, wie es vor 1933 der Fall gewesen
wäre.

V

Das Gedicht von 1871 ist also nicht als ein improvisiertes Produkt eines
jugendlichen Hitzkopfs anzusehen, sondern es steht in einer Kontinuität,
die durch die demokratische Gesinnung der Familie, Otto Hörths frühe Gedichte
und die späteren Schriften beglaubigt wird.

Da „Zur Kaiserfeier" nicht eine Zeitungsglosse, sondern ein geformtes
sprachliches Gebilde, ein Gedicht in Volksliedstrophen, ist, stellen sich
auch Fragen nach der literarischen Tradition, in der es steht, nach möglichen
Vorläufern und nach der literarischen Qualität.

Einen vorläufigen Hinweis auf den literarischen Kontext gibt Hörth selbst
in dem oben zitierten Brief an Karl Heinzen vom Januar 1871. Der auf das
hier Wiedergegebene folgende Satz lautet nämlich: („Österreichische und
Schweizer Blätter druckten es [das Gedicht ,Zur Kaiserfeier'] ab . . ., man
schrieb es Herwegh zu und es machte viel Aufsehen16." Warum aber konnten
Leser das Gedicht für ein Werk Georg Herweghs halten? Herwegh
(1817-1875) hatte seit 1848 im Exil in der Schweiz gelebt. 1866 wurde er
in Deutschland amnestiert und konnte dorthin zurückkehren. Er nahm seinen
Wohnsitz in Baden-Baden. Dort ist er gestorben. In den Jahrzehnten
zwischen 1848 und 1875 hat er vor allem politische Gedichte geschrieben,
in denen er Mißstände in Deutschland beschrieb und die dafür Verantwortlichen
, Fürsten und Regierungen, scharf kritisierte. Aus Anlaß des Zusammentretens
des im Frühjahr 1862 neu gewählten preußischen Landtags ver-

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