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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 380
(PDF, 127 MB)
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Etienne Cabet (LW 184/22) Erwähnung und Kommentar. Im Lauf der
dreißiger Jahre versandeten diese Tendenzen dann wieder. Dennoch lohnt
es festzuhalten: Noch bevor die Lahrer Arbeiterklasse erste selbständige
Schritte unternahm, war auf Seiten ihrer späteren Kontrahenten das Wissen
um das Problem vorhanden. Hier deutete sich ein „Vorsprung" an, der für
die spätere Geschichte der Arbeiterbewegung in Lahr nicht zu unterschätzen
ist.

1847: Stadtpfarrer Doli und der vorbeugende „Reformismus"

Das früheste Zeugnis über Reaktionen der „besseren Klasse", welches direkt
auf Lahr Bezug nimmt, deutet ebenfalls auf die eben geschilderten Zusammenhänge
hin. Es handelt sich um eine handschriftliche Denkschrift
des Stadtpfarrers Doli, in welcher dieser sich mit der (besonders 1846/47)
grassierenden Armut in der Stadt auseinandersetzte11. Zwar hing Doli
durchaus noch den traditionellen, protestantisch-philanthropischen Vorstellungen
an, doch wußte er schon die Bedeutung der „Fabrikarbeit" für dieses
Phänomen einzuschätzen. Doli wies, wie übrigens schon 20 Jahre zuvor
Amtmann und Stadtchronist Ferdinand Stein"", deutlich auf die „auflösende
" Wirkung der Fabrikarbeit hin. Uneheliche Geburten, „Verschwendungssucht
" und mangelnde „Erziehung" der Kinder zeugen für das Verschwinden
alter sozialer Bande. Eine Ursache: „Der Mangel einer gewissen
moralischen Berücksichtigung in unseren meisten Fabriken. Nur Arbeit
allein, nicht Moralität wird berücksichtigt."

Neben allgemeinen karitativen, aber auch restriktiven Maßnahmen
(„Strenges Durchführen des Grundsatzes: wer arbeiten kann und nicht arbeiten
will, der soll auch nicht essen.") forderte Doli schon die Einrichtung
von Hilfs- und Unterstützungskassen in den Fabriken. Hieran hätten gerade
die Fabrikherren ein gesteigertes Interesse, denn: „Sind die Quellen der
Verarmung verstopft, dann fallen die Armen dem Gespenst unserer Zeit,
dem Communismus nicht anheim."

Verarbeitete Doli hier Lahrer Erfahrungen? Oder lernte er lediglich - sozusagen
überregional - aus den Weberunruhen der Zeit? Tatsache ist jedenfalls
, daß die „Fabrikbevölkerung" zu einem Faktor der Lahrer Innenpolitik
wurde.

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