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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 403
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Namen für ein und dieselbe Sache - bedeutete jedoch, daß das immer gleiche
Fort den jeweiligen Geländeverhältnissen aufgezwungen und ihnen
nicht angepaßt wurde.

Der „Normalentwurf' war als reines Artilleriefort konzipiert, dessen Bestückung
sich aus 28 Wallgeschützen (16-15 cm- und 12-12-cm-Kano-
nen), 8 Flankengeschützen (glatte 12 cm-Kanonen) und 6 schweren Mörsern
, also aus 42 Geschützen zusammensetzte. Die Besatzung sollte aus
500 Mann Artillerie und 400 Mann Infanterie bestehen, zu denen noch die
100 Mann Bedienung der von Anfang an vorgesehenen Anschlußbatterien
kamen. Möglicherweise stellte der „Normalentwurf' ein großes Fort dar,
wurde doch zwischen großen, mittleren und kleinen Forts unterschieden.
Dabei war die Zuordnung von der Bestückung mit 54, 32 und 22 Geschützen
und einer jeweiligen Besatzung von 250-500 Mann abhängig.

Neben der unzureichenden Infanterieverteidigung stellte der hohe Aufzug
eines solchen Forts einen weiteren Schwachpunkt dar, der aber wegen der
Notwendigkeit des direkten Richtens der Wallgeschütze hingenommen
werden mußte. Damit bot das Fort, das auf weite Entfernung mit seinen
Traversen einer zinnengekrönten Mauer ähnelte, der feindlichen Artillerie
ein nicht zu übersehendes Ziel19.

Interessanterweise war sich die Artillerie-Prüfungskommission schon
1872, also von Anfang an bewußt, daß die Wallgeschütze einem feindlichen
Angriff schutzlos ausgesetzt wären, so daß ein Teil von den Wällen
heruntergenommen werden mußte. Demzufolge sei der Artilleriekampf nur
von im Zwischengelände stationierten Batterien zu führen, deren Stellungen
jedoch erst im Krieg erbaut werden sollten.

Dagegen war Biehler schon von Anfang an von der Notwendigkeit der Errichtung
von Anschlußbatterien überzeugt, denn sein „Normalentwurf' sah
schon 1871 beiderseits der Forts anzulegende Anschlußbatterien vor, die
dann 1873 von der Artillerie für ihre aus der Geschützreserve zu bildenden
Batterien reklamiert wurden. Als dann die Artillerie im gleichen Jahre zu
erkennen gab, daß im Ernstfall im Durchschnitt nur 6 Geschütze auf den
Wällen bleiben würden, bedeutete dies nichts anderes als das Eingeständnis
einer von Anfang an verfehlten Konzeption. Trotzdem wurde ein Fort
nach dem anderen weitergebaut20.

Mit seinem Amtsantritt 1873 erhielt Biehler die wohl einmalige Gelegenheit
, seine eigene Schöpfung gegen alle Widerstände durchzusetzen. Folglich
hat er auch bis zu seinem Abgang 1884 an ihr festgehalten, was
menschlich verständlich ist. Das Eingeständnis einer Fehlplanung hätte

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