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nämlich zwangsläufig zu seiner Abberufung geführt. Immerhin ging es bei
jedem Fort um einen Betrag zwischen 1,7 und 2,0 Mill. Mark Steuergelder.
Möglicherweise gelang es Biehler, die aus dem Ingenieur-Korps kommende
Kritik bereits im Ansatz einzudämmen, denn es ist nicht anzunehmen,
daß geschulte Ingenieure die von Anfang an falsche Konzeption übersehen
haben.
Zugunsten von Biehler kann jedoch eingewendet werden, daß diese Forts
trotz aller ihrer Nachteile den Festungsbau rationalisierten, führte doch die
Verwendung der immer gleichen Konstruktionen und Materialien zu Kostensenkungen
. Der Gewölbebau mit seinen komplizierten Verschneidungen
erforderte zudem den Einsatz hochspezialisierter Maurerkolonnen, deren
Kenntnisse und Erfahrungen auch zivilen Bauten zugute kamen.
Nach der herrschenden Meinung waren die Forts so anzuordnen, daß sie
höchstens 4000 m weit auseinander lagen, damit die Zwischenräume mit
Schrapnellfeuer beherrscht werden konnten. Wegen der Geländeverhältnisse
mußten in manchen Abschnitten die Abstände auch bis 2000 m zurückgenommen
werden. In jedem Fall sah sich ein Angreifer bei einer solchen
Anordnung gezwungen, gleichzeitig mehrere Forts anzugreifen. Wo die
Geländeverhältnisse es erforderten, schob man kleine ständige Werke,
Zwischenwerke, ein, die die Zwischenräume abzudecken hatten21.
Die Forts lagen in der Regel vor einer Ringstraße, von der eine Stichstraße
zu ihnen abging. Die Ringstraße war wiederum über Radialstraßen mit
dem Zentrum bzw. der Enceinte verbunden.
Insgesamt wurden von den Biehler-Forts, die man wegen ihrer Ähnlichkeit
auch als Regelbauten bezeichnen könnte, deren 70 an den deutschen Grenzen
in Ost und West erbaut22.
5. Die Straßburger Gürtellinie
5.1. Der Baubeginn der Gürtellinie
Ursprünglich sollte bereits im Frühjahr 1872 mit dem Bau der Straßburger
Biehler-Forts begonnen werden, doch konnten die Arbeiten erst im Juni
anlaufen, da vorher noch die Bauplätze auf Grund von gesetzlichen Enteignungsverfahren
erworben werden mußten. Für die Durchführung der Bauarbeiten
, die sich bis 1882 hinziehen sollten, hatte man ein Baukonsortium
verpflichtet, das sich von Anfang an unter Zeitdruck gesetzt sah23.
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