http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0451
Gedenkstein
an der Kniebisstraße
richten erster oder zweiter Instanz erlassenen Urteile nachzuprüfen. Unter
dem 6. Januar 1947 hat das Tribunal den deutschen Urteilsspruch aufgehoben
, da die Märzamnestie des Reichspräsidenten aus dem Jahre 1933,
von Hitler, Frick und v. Papen gegengezeichnet, offensichtlich von hitlerischem
Geist getragen und somit nichtig sei33. Die Strafsache wurde an das
Landgericht Konstanz verwiesen, wo ab 25. Februar 1947 neu verhandelt
worden ist. Drei Tage später erging der Richterspruch: Heinrich Tillessen
wurde wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit (Art. II Ziff. 1 c des
Kontrollratsgesetzes Nr. 10 vom 10.12.1945), begangen durch den Mord
an Matthias Erzberger, und wegen Mordversuchs zum Nachteil von Carl
Diez zu einer Gesamtzuchthausstrafe von 15 Jahren verurteilt34. Der
Rechtslehrer Gustav Radbruch, während der Weimarer Republik zeitweilig
Reichsjustizminister, sah in dem neuen Urteil eine fortschrittliche juristische
Leistung für die Erfassung der Humanitätsdelikte35. Die badische
Staatsregierung hat dem Verurteilten bereits ab Mai 1952 Haftunterbrechung
gewährt, die vom baden-württembergischen Ministerrat Ende desselben
Jahres in Aussetzung zur Bewährung für die Reststrafe umgewandelt
wurde36.
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