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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 461
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Über das moralische Problem dieser Männer brauchen keine großen Worte
gesagt zu werden. Sich zu verweigern, galt als Fahnenflucht und brachte
die berüchtigte Sippenhaft mit sich. Viele dieser Männer hatten in der französischen
Armee die harten Kämpfe von 1940 in Belgien und Frankreich
(z.B. um Dünkirchen) mitgemacht, und obwohl sie doch militärisch ausgebildet
waren - mancher von ihnen war Unteroffizier gewesen -, wurden sie
wie junge Rekruten behandelt und als einfache Landser „nach preußischer
Art" oft besonders brutal ausgebildet; ihre Ausbilder nannten sie nur
„Franzosenköpfe"! Diese Männer sind bis heute trotz europäischer Einigung
und trotz deutsch-französischer Partnerschaft und Freundschaft nicht
gut auf die „Schwowe" zu sprechen! Gegenüber den Männern dieser Generation
dies nicht zu wissen oder nicht in Rechnung stellen zu wollen hieße,
den Kopf in den Sand zu stecken. Gottlob ist dies für die neuen Generationen
kein Problem mehr.

In meinem Beruf als Rentenspezialist, dem zur Errechnung der Rente auch
die Militärpapiere vorgelegt werden müssen, habe ich seit nahezu 40 Jahren
die Gelegenheit gehabt, mit Tausenden von Männern dieser alten Generation
über ihre Kriegserfahrungen als deutsche Landser zu sprechen.
Fast alle haben hervorgehoben, daß sie nach Überstehen des Ausbildungsdrills
eine gute Kameradschaft bei der Truppe an der Front erlebt haben,
obwohl sie mit nur wenigen anderen Elsässern zusammen waren. Denn das
Oberkommando der deutschen Wehrmacht hatte bestimmt, daß nicht mehr
als fünf Landsleute miteinander in einer Kompanie sein durften.

Zu ergänzen ist, daß diejenigen, die vom Oberleutnant aufwärts französische
Reserveoffiziere gewesen waren, nicht eingezogen wurden. Aber 50
junge Leutnants und Fähnriche hat man in Cernay gesammelt und dort vor
die Alternative gestellt, entweder sich freiwillig zur Waffen-SS mit Offiziersrang
zu melden oder ins Konzentrationslager zu gehen, verbunden mit
Sippenhaft ihrer Angehörigen. 8 haben sich unterworfen, die restlichen 42
wanderten ins KZ, von ihnen kehrten nur wenige nach Hause zurück.

Das Golgatha russischer Gefangenschaft braucht hier nicht geschildert zu
werden, das Leiden der Elsässer war nicht anders als das der Deutschen.
Manche Elsässer wurden schon 1945 entlassen, andere 1-2 Jahre später,
der letzte kam erst 1955 heim. 40 000 kehrten nicht mehr zurück, ihre Gebeine
ruhen hauptsächlich in russischer Erde.

Luftschutz, Fliegeralarm, Bombardierung der Stadt. Ab 1941 wurden
strenge Maßnahmen für den Luftschutz angeordnet. In jedem Haus und jedem
Gebäude mußten Luftschutzkeller eingerichtet werden mit Betten,
Bänken, Schaufeln, Pickeln, Einreißhaken usw. Alle Häuser wurden unter-

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