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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 468
(PDF, 127 MB)
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Ausführung streng und gründlich kontrollieren läßt! „Dieses zersetzende
Gift hat keinen Platz mehr in unseren sauberen elsässischen Heimen," so
lautete die damalige Verordnung (Abb. 3). Damit war das Schlußwort gesprochen
über die deutsche Kultur, mit der die Elsässer unter dem Kaiserreich
erzogen worden waren.

Aber nicht nur die Werke der französischen Literatur, auch manche deutschen
Werke mußten ausgemerzt werden, z.B. aus Schillers Werken der
Band, der den „Wilhelm Teil" enthielt wegen der zahlreichen Verse über
Freiheit und Freiheitskampf wie diese:

„Wir wollen frei sein, wie die Väter waren,
eher den Tod als in der Knechtschaft leben."

Auch im Reich hatten solche Verse dazu geführt, Schillers „Wilhelm Teil"
nicht mehr aufführen zu lassen, aber im Elsaß mußte darüber hinaus dieses
Schillersche Drama „entrümpelt" und mit ihm der ganze Band vernichtet
werden! Dies betraf z.B. auch den Band der Werke von Johann Peter Hebel
, der seine „Biblische Erzählung" enthielt; das Versprechen, diesen
Band durch einen „gereinigten" Band zu ersetzen, wurde nicht eingehalten.

Besitzer privater Bibliotheken konnten manchen Band vor dem kontrollierenden
Nazi-Blockleiter verstecken; den städtischen und schulischen Bibliothekaren
aber war dies unmöglich.

Das Verhältnis zwischen Kehl und Straßburg. Darüber ist, was die Jahre
von 1940 bis 1944 betrifft, nicht viel zu sagen; Kehl wurde wie ein Vorort
oder eine Vorstadt von Straßburg angesehen. Allerdings, in Straßburg war
kurioserweise das Tragen einer Baskenmütze laut Anordnung des Gauleiters
Wagner verboten, in Kehl dagegen nicht. So kam es, daß mancher
Straßburger mit der Mütze in der Tasche über den Rhein fuhr, um in Kehl
damit herumzuspazieren!

1945 wurde Kehl total geräumt, denn es sollte gänzlich dem französischen
Staatsverband einverleibt werden. Dies wollten Pariser Politiker erzwingen
, die wohl nicht viel von einem Grenzland verstanden, während hohe
Persönlichkeiten des Elsaß dies für Unsinn hielten - sie hatten recht; gleiches
zeigte sich später auch bei der Lösung der Saarfrage.

Aber zunächst wurde die von Deutschen geräumte Stadt Kehl von Familienangehörigen
des französischen Militärs besiedelt. Schulisch wirkte sich
das so aus, daß es auf dem Straßburger Lyceum bis in die Quarta, also bis
zu den Jahren 1948/50 getrennte Klassen gab, einmal für die Schüler, die

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