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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 529
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Der ältere Wilhelm Hausenstein wurde - als Sohn des Bürgers und Schneidermeisters
Wendelin Hausenstein sowie der Adelheid, geb. Gnam - am
29.11.1852 in Neuhausen geboren6. „Ursprünglich bestimmt, die katholische
Gottesgelahrtheit zu erwerben, hatte er den geistlichen Beruf in jungen
Jahren abgeschworen - aus Gründen, die nie recht deutlich geworden
sind."7 Soviel vom Hörensagen; und einmal, in Freiburg, „erzählte der Vater
dies und das aus seiner Studentenzeit. Er deutete auf den schlichten alten
Bau der Universität, wies das Gasthaus, wo er für fünfzig Pfennig zu
Mittag gegessen, den versteckten kleinen Bäckerladen, wo er Brot und
Zwetschgenkuchen gekauft, die Metzge, wo er Wurst und Schwartenmagen
eingeholt hatte."8 So weit, so gut: aber von einem Wilhelm Hausenstein
wissen weder die Verzeichnisse der Universität noch die des theologischen
Konvikts, also des Collegium Borromaeum, etwas9. Hat hier der
Sohn sich, hat ihn der Vater, hat dieser sich selber getäuscht? Zum Studenten
, der er offenbar nicht war und gern gewesen wäre, fehlte ihm zwar
nicht viel: er war „ein starker Mathematiker und las den Vergil, den Homer
"10, aus deren Werken er auswendig zitieren konnte. Aber warum ergriff
er dann, und warum so spät, einen Beruf, den er auch mit geringerer
Bildung hätte ergreifen können? Jedenfalls hat dieses Leben einen weißen
(oder eher dunklen) Fleck11.

Wilhelm Hausenstein war fast 20 Jahre alt, als er, warum und woher auch
immer, 1872 als einfacher Kanzleigehilfe in staatliche Dienste trat12. 1874
wurde er, weil er darum bat, zur Kameralassistentenprüfung zugelassen,
die er erwartungsgemäß bestand. Dann fungierte er als Volontär bei der
Obereinnehmerei Altbreisach, als 2. Gehilfe beim Hauptsteueramt Randegg
, als 1. Gehilfe bei der Domänenverwaltung Stockach. 1877 wurde er
Stellvertreter in Bretten, 1878 provisorischer Steuerkommissär für die
Amtsbezirke Villingen und Freiburg, 1879 für Freiburg und Wolfach mit
Sitz in Hornberg; 1881 erfolgte dort die definitive Ernennung. 1885 wurde
er nach Lörrach, 1888 nach Mosbach versetzt.

In Hornberg hat er, so scheint es, die Tochter des Bärenwirts kennengelernt
; dort fand am 31.3.1881 die Hochzeit statt, und dort kam auch, am
17.6.1882, der kleine Wilhelm Hausenstein zur Welt. Ihm prägte sich
schon in der Lörracher, dann aber vor allem in der Mosbacher Zeit das
Bild des Vaters auf immer ein.

„Er stand nahe dem Fenster an einem Pult und glitt mit dem gleich einem
Pfeil gespitzten und federnden Bleistift über große Papierbogen. Vor dem
Fenster war jener Odenwald mit Feldern, Bäumen, Büschen; er schien mir
hell. Wichtiger war: ich hatte das Recht, den Papierkorb auszuräumen,
nach Blättern zum Zeichnen, nach Briefmarken. Ich kniete und kramte; ich

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