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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 607
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Orgel und leiteten später zeitweise den Kirchenchor. In den zwanziger Jahren
galt ihr Engagement auch der deutschen Jugendmusikbewegung. Albert
wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Rektor an der von ihm selbst nach
eigenen pädagogischen Vorstellungen geplanten und erbauten Eichendorff-
Schule in Offenburg, während es Hermann schließlich zum Professor für
Musikerziehung an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg bringen
sollte. Hermann Braunstein verfaßte nach seiner Pensionierung in den
siebziger Jahren noch die Dorfchronik von Schutterwald10 und verschiedene
Abhandlungen zum dörflichen Dialekt. - Zu allen dreien seiner Schwäger
, Josef, Albert und Hermann, gewann Meier ein Verhältnis enger
Freundschaft und gegenseitiger Wertschätzung. Und so war es nicht nur
ein Gefühl des Aufgehobenseins, das ihn an die Heimat denken ließ, er traf
dort auch auf Persönlichkeiten, die in vielerlei Hinsicht seinesgleichen waren
. So war es immer mehr die Höfener Herkunftsfamilie seiner Frau, an
der sich Andreas, Anna und ihre drei Töchter orientierten und wo sie sich
bei den regelmäßigen Besuchen in der Heimat vorwiegend aufhielten.
Meier hat so gesehen in die Familie seiner Frau eingeheiratet.

Die unstillbare Sehnsucht nach den Orten und Personen seiner Kindheit
hat Meier gelegentlich auch künstlerisch fruchtbar machen können. Wie
schrieb er doch einmal in seinem Tagebuch? „Mutterhänden gleich war
einst mein Heimatdorf, sie streichelten einen im linden Abendwind, wenn
die Sonne hinter den Wald schlüpfte und Feierabend war . . ."" Das sind
bezeichnende Worte für Andreas Meier; deutlicher könnte man kaum den
innersten Kern seines Wesens und den innersten Kern seiner Kunst zum
Ausdruck bringen.

„Mutterhänden gleich war einst mein Heimatdorf . . ." In diesem seinem
Heimatdorf weilte Andreas Meier Ende Dezember 1935 wieder einmal für
ein paar Tage zu Besuch. Bei diesem Aufenthalt in Langhurst hat er sich
seinen Eltern auch künstlerisch intensiv gewidmet. Mehrfach griff er in jenen
Tagen zu Bleistift und Skizzenblock, um seinen Vater und seine Mutter
zu zeichnen. Ein knappes Dutzend Blätter sind erhalten. Erst zeichnete er
das markige Bauerngesicht seines Vaters mit dem so charakteristisch vorstehenden
Kinn. Dann wandte er sich seiner Mutter zu. Und man staunt, zu
welchen künstlerischen Steigerungen ihn das Gesicht gerade seiner Mutter
anzuregen vermochte. Die einzelnen Blätter machen es unmittelbar sichtbar
: Zeigen die einzelnen Porträtstudien seiner Mutter zunächst ein eher
herbes, scheinbar wenig zugängliches Gesicht, so steht am Ende dieser tagelangen
künstlerischen Bemühungen ein Antlitz, aus dem Wärme, Güte
und Altersweisheit spricht (Abb. 8 und 9). Ja, die Hände der Mutter müssen
einmal sehr zart gewesen sein, daß im späteren Leben der Sohn ihr Gesicht
so mit dem Bleistift streicheln konnte. Diese Verwandlung vom Ge-

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