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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 630
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0630
In einer Ergänzung zur 1607 vom Grafen Christoph von Fürstenberg erlassenen
Kinzigtäler Landesordnung wird 1650 der Schauertag am
hl. Aschermittwoch „als einem Stuckh von der leichsinnigen Fasnacht"
verboten und seine Feier bestraft; aber bereits 1653 wird der Schauertag
nachweislich wieder gehalten. Das Verbot bezog sich demnach nicht auf
das städtische „Meuchlein"-Essen, sondern vermutlich auf in den Quellen
nicht genannte Auswüchse oder „private" Schauertagsbräuche. (Die Landesordnung
galt in der gesamten Herrschaft Kinzigtal, und z.B. auch in
Haslach wird 1643 der Schauertag erwähnt31.)

Von den 145 bis 170 Bürgern (ca. 700-800 Bewohner insgesamt), die in
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Wolfach wohnten32, beteiligte
sich schätzungsweise bis zu einem Drittel an der kostenlosen „offiziellen"
Zehrung (1, 5, 8 und 9 „Tisch mit burgern"). Sie brachten dazu ihre eigenen
„schüsselin" (1608) mit. Es ist anzunehmen, daß sich damals schon ein
Teil der Bewohner am Aschermittwoch in geselliger Runde unabhängig
vom offiziellen Brauch zum Verzehr von „Meuchlin" und Wein traf, wie
dies aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Franz Joseph Mones
Beschreibung von 1867 bezeugt wird33:

Der Schauertag ist in Wolfach bis vor etwa 20 Jahren noch im Gebrauch gewesen, man
nannte die Feier desselben schüren, und sie bestand darin, daß mehrere Familien zusammen
gingen und Striblen und Fische in einem gemeinschaftlichen Mahle verzehrten. Jetzt hat
man diese Volkssitte mit den Gebräuchen am Fastnachtsdienstag vereinigt. Die Striblen,
Meuchlen und Fastnachtsküchlein sind daher wahrscheinlich dieselbe Mehlspeise unter verschiedenen
Namen.

Die von Mone genannten „Strieble" sind eine in Fett gebackene, gewundene
Mehlspeise34. Inwieweit das 1548 erwähnte Essen von Aalen, bei dem
nur Frauen beteiligt waren, mit dem Schauertag oder der Fasnet zusammenhängt
, läßt sich aus der bei Mone zitierten Notiz nicht schließen. (Der
Aschermittwoch galt, wie oben erwähnt, in manchen Gegenden als Tag der
Weiberfasnacht.)

Weil der Schauertag „das üppige Schmausen und Zechen der Fastnachtszeit
in die Fastenzeit hinein fortsetzte, wurde er . . . auf Betreiben des
Pfarrverwesers Ernst Ginshofer, der sonst ein Freund des Humors war,
abgeschafft"35. (Ginshofer war von 1856 bis 1860 in Wolfach tätig36.)

1938 erzählte die 1860 geborene Adelheid Moser (Buchbinderei) in einem
Gespräch mit Josef Krausbeck einiges über die Wolfacher Fasnetbräuche
im 19. Jahrhundert37. Die Erinnerungen von ihr und ihren Eltern reichen
bis um das Jahr 1840 zurück. Damals trafen sich (wie auch Mone berich-

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