http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0638
Abb. 2: Die Geldbeutelwäsche 1926. Archiv Schräder.
(östlicher Schloßflügel) ein und schlössen den Brauch in der Krone ab,
wozu der Kronenwirt, der damals auch teilnahm, seinen Gildebrüdern eine
Portion Stockfische stiftete. 1930 fand eine „konstituierende Versammlung
" der Wäschergilde statt, in welcher die Abwicklung des Brauches,
einheitliche Kleidung und der Verzicht auf fasnächtliche Freudenausbrüche
festgelegt wurden. Vor dem Stockfischessen hält seither einer der Wäscher
eine ritualisierte Trauerrede über die verflossene Fasnet und die Schlechtigkeit
der Wäscher und der Welt. Im Nachlaß von Georg (Hansjörg)
Straub (1882-1959) fand sich der Entwurf einer Trauerrede aus den 1950er
Jahren79:
Wenn ich heute der Darwinischen Therorie |sie!] eine Konsesion machen muß, dann ist die
tiefere Ursache die, daß wenn ich Euere Fratzen ansehe glauben muß, daß Ihr das bis gestern
noch nicht gefundene Glied des Übergangs vom Affen zum Menschen darstellt. Aber
Euere Schießbudengesichter stammen nicht nur von einem Affen ab, sondern von den vielen
Affen, die Ihr über die schamlose Fasnetzeit in Hochkultur gezüchtet habt. Wollt Ihr
endlich in Euch gehen, ehe die drohende Wissenschaft den Mond herabschießt und Ihr keine
Zeit mehr habt, Euch zu bessern, bevor Ihr unter der Lava der Mondvulkane begraben
seid?
Homo nonsapientes, zu deutsch Affengezüchte, denke an Pompei, Herculanum und Sodoma
!
Nicht einmal zur Salzsäule werdet Ihr verwandelt, sondern nur zu stinkendem Dreck, und
selbst Euere Seelen werden so radioaktiv verseucht sein, daß Euch der Teufel nicht einmal
in die Gemeinschaft der armen Teufel aufnimmt.
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