Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 669
(PDF, 127 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0669
politische Situation im 16. Jahrhundert ist
Specklins Lebensgeschichte eingebunden.
In Ungarn hat er am Bau von Festungen
mitgearbeitet. Sie waren seine Studienobjekte
in den Niederlanden. Stationen seines
Wegs waren Wien, Ingolstadt, Ulm,
Städte am Oberrhein. Straßburg war der
feste Standort, Reichsvogt Lazarus von
Schwendi sein großer Förderer.
Welche ungeheure Gefährdung die neuen
Feuerwaffen für die mittelalterliche Stadt
und Burg bedeuteten, macht Fischer in
seiner Einführung in die Festungsbaukunst
deutlich. Das in Italien erfundene
Bastionärsystem versprach Sicherheit,
stellte aber technische Probleme, war teuer
und erhöhte den Flächenbedarf gegenüber
der mittelalterlichen Befestigung auf
das Dreifache.

Der Tätigkeit Specklins als Festungsbaumeister
gilt der Hauptteil des Buches. In
bayerischem Auftrag arbeitete er Befestigungspläne
aus für Ingolstadt. Vor allem
den Reichsstädten und den Burgen am
Oberrhein galt sein Interesse: Colmar,
Ensisheim, Schlettstadt, Kaysersberg,
Lichtenberg, Herrenstein, Beifort. Neben
früheren Bauaufnahmen von Befestigungen
in Ungarn geben Pläne für Basel Einblick
in seine ins Detail gehende Beratertätigkeit
. Dauerthema war die Verbesserung
der Straßburger Befestigungen. Seit
1578 war er hier tätig. Sein letzter Plan
von 1585 fand sich in Kopenhagen. Fischer
verfolgt auch die von seinen Nachfolgern
getroffenen Maßnahmen (Mörschhäuser
, Heer etc.).

Weiter beschreibt Fischer ein Gutachten
über Straßburger Bollwerke und das mit
„Architectur" bezeichnete Manuskript mit
Vorarbeiten für die spätere „Architectura
von Vestungen".

Dieses, sein Hauptwerk, erschien als einziges
gedrucktes Werk Specklins in seinem
Todesjahr 1589, zugleich als erstes
deutsches Werk über den Festungsbau
überhaupt. Es war gedacht als Handbuch
und Summa des fortifikatorischen Wissens
seiner Zeit in Deutschland, aus dieser

Sicht geschrieben bewußt im Gegensatz
zur herrschenden „italienischen Manier"
und „niederländischen Manier". Auch
hier entfaltet er die allgemeinen Grundkenntnisse
anhand von Festungsbeispielen
mit Hinweisen auf die eigenen Neuerungen
. Nach seinen Beobachtungen beschreibt
er ausführlich die modellhafte
Festung Antwerpen sowie weitere bestehende
und ideale Anlagen und den Entwurf
zu einer Idealstadt. Praktische Ratschläge
gelten dem Artilleriewesen.
Weiter gibt Fischer Einblick in einen
Sammelband, das „Peter-Buch" aus der
Zeit nach 1589 (in Privathand, bisher
nicht veröffentlicht). Es enthält Originalzeichnungen
zu vorhandenen oder geplanten
Festungsbauten als Vorarbeiten für
spätere Veröffentlichungen.
Zusammenfassend bewertet Fischer die
Stellung Specklins in der Geschichte des
Befestigungswesens. Er vergleicht ihn mit
Vauban, der Specklin viel zu verdanken
habe und seinerseits über ihn hinausging.
Specklin hatte viele kleinere Auftraggeber
und setzte die Mittel sparsam ein, Vauban
verfügte über die reichlichen Ressourcen
eines einzigen Auftraggebers. Fischer verfolgt
die Entwicklung bis zu Montalem-
bert, Ende des 18. Jahrhunderts und darüber
hinaus.

Bisher war wenig bekannt über den Zivilbaumeister
Specklin. Fischer stellt ihn vor
als Stadtbaumeister und Wasserbauer. Er
befaßte sich als erster mit den zahlreichen
lebenswichtigen Wasserläufen der Stadt
Straßburg. Für Zeiten unzureichenden
Wasserflusses wollte er die Wassermühlen
durch Windmühlen ersetzen. Den Typ einer
neuartigen Mühle mit horizontalen
Windrädern für mehrere städtische Türme
hat er entworfen. Für ein Kanalbauprojekt
des Pfalzgrafen von Veldenz und Lützelstein
lieferte er ein allerdings negativ ausfallendes
Gutachten.

Besondere Würdigung erfährt der Kartograph
Specklin, der einen genau vermessenen
Plan der Befestigungen Straßburgs
zeichnete und im Auftrag der Habsburger

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