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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 181
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Gnadenaltar) die kleine, volkstümliche Marienstatue aus der Zeit um 1400.
Dieses Gnadenbild der Wallfahrt ist heute nach einem Diebstahl nicht
mehr zu finden.

Nun dürfen wir uns fragen, warum die Gnadenkapelle in Lautenbach nicht
der - zwar früheren, aber in der reichen Steinmetzarbeit vergleichbaren -.
Gnadenkapelle im Straßburger Münster, sondern der in Einsiedeln nachgebaut
ist. Darüber geben uns die Wappen der Schlußsteine Auskunft. Dort
sehen wir die Wappen der drei ortenauischen Adelsgeschlechter, der Röder
von Diersburg, der von Schauenburg, der von Bach. Diese Adligen zusammen
mit denen von Neuenstein und von Staufenberg (Glasgemälde der
Barbara Bock von Staufenberg), die auch in der Kirche als Stifter vertreten
sind, waren die reichsten Mitglieder der „Ortenauer Ritterschaft", die
Markgraf Karl von Baden (t 1475) zur Zeit des Kampfes des Kaisers gegen
Karl den Kühnen (1474-77) - dessen Verbündeter der Pfalzgraf war-
ins Leben gerufen hatte26. Diese „Ortenauer Ritterschaft" hatte ein langes
Leben, wurde noch öfters von Kaiser Maximilian zusammengerufen, zum
Reichstag von Worms 1494, zu seiner Begleitung nach Rom, in finanzieller
Not oder auch gegen die reformierten Reichsfürsten und 1542 gegen die
Türken27. Die einheimischen Adligen gehörten ferner zur „unmittelbaren
Reichsritterschaft" Maximilians, der sie belehnte, den Status der Landstände
gab und sie eine wichtige Rolle in der kaiserlichen Politik spielen ließ28.
Auch trugen diese Familien politisch-juristische Verantwortungen an Ort
und Stelle29.

Einsiedeln war der bevorzugte Wallfahrtsort des höheren Adels: Kaiser
Karls des IV. von Prag, Kaiser Sigismunds von Habsburg, Markgraf Christophs
von Baden u. a.30. Es kann gut sein, daß sich deshalb die adligen
Stifter der Gnadenkapelle als Modell die der Wallfahrtskirche Einsiedeln
auswählten. Dazu wäre noch erwähnenswert, daß derselbe Markgraf Christoph
, die „Ortenauer Ritterschaft" zusammen mit den Allerheiligen Chorherren
- die auch Reliquien der hl. Ursula (der nach Maria verehrtesten
Heiligen des Ordens) in der Kirche bewahrten31 - einer „St. Ursula Schifflein
Bruderschaft" angehörten32. Zu dieser Bruderschaft zählten auch sehr
viele Humanisten aus Straßburg und Basel. Sie wurde immer wieder vom
großen Straßburger Münsterprediger zur Zeit Bischof Albrechts von Bayern
, Geiler von Kaisersberg (1445-1510), als frommes Gegenbild zum
„Narrenschiff' Sebastian Brants gepriesen. Sie überlebte als einzige katholische
Bruderschaft die Reformation.

Das in diesen Gemeinschaften gewachsene geistige Zusammengehörigkeitsgefühl
sprach ebenso dafür, die Gnadenkapelle nach dem Einsiedler
Vorbild zu bauen.

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