Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 184
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von einer goldenen Architektur eingerahmt zu sein. Die beiden anonymen
Pilger und der hl. Jakobus (als Repräsentanten aller namenloser Pilger)
hatten ursprünglich in einem der Nordfenster der Gnadenkapelle ihren
Platz. Diese Hierarchisierung ist zweifelsohne vom Propst gewünscht worden
".

Der Glasmaler, den sich die Chorherren aussuchten, ist der Sohn oder
Schwager des berühmtesten damaligen Glasmalers Deutschlands, des aus
dem Elsaß stammenden Peter Hemmel von Andlau38. Diesen findet man in
Nancy, Zabern, Straßburg, Tübingen, Ulm, München, Nürnberg wieder.
Ganz typisch für Hemmel und seine Schule ist das intensive Farbenspiel,
das, abwechselnd, rote Hintergründe mit goldener Baldachinarchitektur
verbindet oder blaue Hintergründe mit silberner Baldachinarchitektur vorweist
. Dieser Glasmaler ist durch die drei größten Maler und Stecher vor
Dürer beeinflußt worden, durch den sehr graphisch-dekorativen Meister Es
(f 1467), durch den mehr lyrischen Martin Schongauer (um 1450-1491),
durch die von einfallsreichen naturalistischen Details geprägten Kunst des
sogenannten Hausbuchmeisters (um 1500).

Bevor wir uns den Gemälden, vor allem dem Hochaltar im Chor, zuwenden
, ist es gut, noch einen Blick auf den 1488 datierten Lettner zu werfen
(Abb. 5). Er sollte das Langhaus vom Chor, also die Gläubigen von den
Chorherren trennen. Die mit Fischblasen gezierte Maßwerkbrüstung und
die Arkadenpfeilerbildung sind für die Zeit und besonders für den Oberrhein
ein gewöhnliches Muster gewesen39. Eine Besonderheit dieses Lettners
dagegen ist, daß er eine feste, durch kleinere Türen durchbrochene
Rückwand aufweist. Dies fußt auf Lettneranlagen von Bettelordenskirchen
- auch gekennzeichnet durch Verzicht auf Figurenschmuck und Ausdehnung
über die ganze Breite des Kirchenschiffes, wie in Lautenbach40. Vergleichbares
gab es im damaligen Straßburger Münsterlettner, im heutigen
Breisacher Münster und in der Dominikanerkirche in Gebweiler. Alle diese
Lettner hatten außerdem Altäre auf ihrer Plattform, eine große Seltenheit.
In Lautenbach ist noch ein Altartisch eines Kreuzaltares erhalten, der laut
einer Wallfahrtschronik aus dem 18. Jahrhundert auf der Lettnerplattform
stand. Von ihm aus wurde gepredigt und die Messe gelesen. Auch wurden
die Geisteskranken vor diesem Altar zur Linderung ihrer Krankheit gebracht41
. Weil von der Tribüne des Lettners gepredigt wurde, sind auch an
den Schlußsteinen des Lettnergewölbes die Evangelistensymbole und in
der Mitte ein Mönch mit Buch und Lilien dargestellt. Unter den vier Jochen
des Lettners standen vier Altäre42, von denen zwei noch vorhanden
sind. Ob das 1525 datierte Kruzifix rechts unten im Lettner - eine reine
Replik jenes auf dem Baden-Badener Friedhof, das Nikolaus von Leyden
für den Markgrafen verfertigte - ein Teil des Kreuzaltares auf dem Lettner

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