Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 193
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Kind. Die Reduzierung der Kompositionen Dürers auf einzelne Figuren,
die geometrisch klaren, etwas strengen, luftigen Kompositionen, reliefartig
im Vordergrund vor einem kulissenhaften Hintergrund, die stilisierte,
klassisch-flüssige Linienführung weisen auf Baidung hin. Dieser, wie Dürer
für seinen Benediktuszyklus (1500), zielte 1505 auf Symmetrie, weiche,
stilisierte Linienführung, auf Reduzierung der Elemente zur Steigerung des
Pathos, der erhabenen, stillen Würde. Die Bilder werden umso mehr symbolisch
-stark und klar. Beim Lautenbacher Maler strebt alles zur Harmonie
. So tragen die Perspektiven (die theologisch symbolisch sind) zum
Tiefeneffekt jener reliefartigen Kompositionen bei, verbinden vor allem
auch die Figuren mit dem kontinuierlichen Raum.

Auch die Farben verwendet der Lautenbacher Maler, wie Dürer, für kompositorisch
-harmonische Zwecke, z. B. auf den Außenseiten (Abb. 8)
rot/grün vorherrschend in der Mitte, blau den Eindruck von Tiefe vermittelnd
, während rot nach vorne vordringt. Grün steht zwischen rot und goldgelb
(Beschneidung), damit es keine grellen Kontraste gibt.

Kompositionen, Formen und Farben sind in bezug auf den Bildinhalt einheitlich
logisch organisiert, sollen dem Betrachter Verständnis für das
Heilsgeschehen und Einfühlung ermöglichen. Auf der Beschneidung beeindruckt
z. B. die würdevolle, monumentale Maria mit leidvoll gekreuzten
Armen, als Kontrast der breit-brutale, das Messer zückende Mohel. Ein
Spannungsverhältnis entsteht, indem der ihm das Kind entgegenstreckende
Sandak durch sein fein gefaltetes Gewand sinnbildlich an Sensibilität in
diesem heiklen Augenblick gewinnt. Angesichts der unbefangenen Natürlichkeit
der Gestik fallen bei näherer Beobachtung auch innerlich anrührende
Details auf, so etwa auf der Darstellung die Ergriffenheit der
schüchternen Magd vor dem Kind, die mit der Bewegung des kurvenreichen
, feinen Schleiers harmoniert oder auch das delikate Händespiel um
den reizenden Vogelkäfig, das Kind und Magd verbindet. Solche Details
und andere mehr bezeugen, daß der Maler die oft auch sinnbildlich-geometrische
Bildgestaltung und die Theorien Dürers gekannt und sie ganz persönlich
zu verwenden verstanden hat. Er arbeitete in einem nicht so realistischen
Stil wie Dürer (der von der Struktur der Dinge ausging). Wenn
auch viele Details mit einem außerordentlich präzisen und feinfühligen
Pinselstrich ausgeführt sind, blieb wie beim jungen Baidung sein Stil eher
idealisierend, von den Konturen und der Oberfläche ausgehend.

Ein in der Lautenbacher Kirche sich befindendes späteres Werk ist der linke
Seitenaltar (hier wieder mit einem symbolischen und geometrischen
Perspektivenraster versehen) (Abb. 13). Es ist dies eine Eigenart, die vom
genialen Können des Malers zeugt. So sind die Figuren miteinander und

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