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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 248
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Bekleidung. Steht bei Hans Sebald Beham und Virgil Solis der als Feldherr
gekleidete Gott im Mittelpunkt, der seine Wertigkeit durch den in die Hüfte
gestemmten linken Arm hervorhebt, so legt das Offenburger Relief sowohl
beim Hauptakteur als auch bei den Verkörperungen der Tierkreiszeichen
großen Wert auf die Darstellung des unbekleideten, makellosen und
jugendlichen Körpers. Eine solche Körperauffassung charakterisiert das
Werkschaffen der Niederländischen Manieristen, die gegen 1600 in Haar-
lem und Antwerpen tätig waren und die für annähernd einhundert Jahre
richtungsweisend für das Kunsthandwerk in Südwestdeutschland werden
sollten19. Eine wichtige Persönlichkeit im Kreis der Niederländischen Manieristen
war Hendrick Goltzius (1558-1617). Der gelernte Glasmaler aus
Haarlem arbeitete anfangs in der Werkstatt von Dirck Volkertszoon Coort-
hert, bekam Aufträge von Philip Galle und war mit der Schwiegertochter
von Jacob Matham verheiratet. Entsprechend seiner Ausbildung sind die
Gemälde von Goltzius von einem zeichnerischen Stil mit klar abgesetzten
Konturen bestimmt. Seine größte Berühmtheit erlangte Goltzius durch die
Druckgraphiken, die er von zahlreichen Nachstechern in seinen Diensten
fertigen ließ. Goltzius war um die Angleichung seines Werkschaffens an
den Stil großer Meister wie Dürer und Lucas van Leyden bemüht. Seine
Leistung beruht weniger in der Ausbildung eines individuellen, wegweisenden
Stils als im Bündeln und Optimieren bekannter Formen. Um das
Jahr 1592 schuf Hendrick Goltzius nach Vorlagen von Caravaggio eine Serie
der Sieben Planeten, die als Nischenfiguren ohne die Allegorien der
Tierkreiszeichen gebildet sind (Abb. 10)20. Die Darstellung von Merkur
aus dieser Bildfolge stimmt in Haltung, Bekleidung und Modellierung des
Körpers mit dem Relief in Offenburg überein. Das Offenburger Model ist
demnach eine Mischung zwischen der Körpersprache der niederländischen
Manieristen und den in erster Linie auf die Ikonographie bedachten, etwa
fünfzig Jahre älteren Bildschöpfungen der Nürnberger Kleinmeister.

Nach der gleichen Vorlage wie das Offenburger Relief wurde das wesentlich
kleinere Relief auf einem grün glasierten Ofenmodell geschaffen, das
heute im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart aufbewahrt wird
(Abb. II)21. Der kubische Feuerkasten steht auf zylindrischen Füßen. Er
setzt sich aus glatten Napfkacheln zusammen und schließt nach oben mit
einem akanthusblattbesetzten Gesims ab. An dem freistehenden Oberofen
wird das Akanthusblattgesims als oberer Abschluß wieder aufgegriffen.
Darunter erkennt man zwischen ausladenden, übereck gestellten Hermen
jeweils ein Relief aus der Serie der Sieben Planeten. Auf dem Stuttgarter
Modell wurde die Binnenzeichnung des Reliefs aufgrund der Größe das
Bildfeld nur schematisch wiedergegeben. Hinzu kommen Überformungen
durch den Engobe- und Glasurauftrag. Soweit erkennbar, stimmt das Merkurrelief
(Abb. 12) in Haltung, Bekleidung und Anordnung der Attribute

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