http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0253
Abb. 15:
Grün glasiertes
Kachelfragment
aus der
Elementeserie
nach Goltzius aus
dem Abwurf einer
frühbarocken Haf-
nerei in Offenburg,
Wasserstraße
Offenburg, Ende
17. Jahrhundert
Offenburg,
Museum im
Ritterhaus
War ein Model in den Besitz eines Hafners gelangt, so gehörte das kostbare
Stück über Generationen dem Bestand der Töpferei an. Im Verlaufe von
bis zu einhundert Jahren konnte auf diese Weise eine nahezu unbegrenzte
Anzahl gleichartiger Kacheln abgeformt werden. Wegen dem beschränkten
Kundenkreis mußten die Hafner zur Unterhaltssicherung eine große Bandbreite
an Waren herstellen. So weist beispielsweise die Zusammensetzung
der Fehlbrände einer frühbarocken Werkstatt im Bereich der Wasserstraße
in Offenburg darauf hin, daß in der gleichen Werkstatt einfaches irdenes
Geschirr, aufwendig verzierte und bemalte Teller, Votivbilder und Ofenkacheln
gefertigt wurden. Letztere spielen, verglichen mit der Masse an
benötigtem Geschirr, eine untergeordnete Rolle.
Da die Hafner ihre Model oft auf mehreren überregionalen Märkten bezogen
und Model untereinander ausgetauscht wurden, gelingt es nur selten,
die Motive bestimmten formgebenden Werkstätten zuzuweisen. Im Falle
des Offenburger Merkurreliefs geben in erster Linie stilistische Vergleiche
weiterführende Hinweise zur Herkunft des Models.
In Bekleidung, Haltung und Modellierung der Körper ähnelt das Offenburger
Merkurrelief einer Kachelserie mit den vier Elementen Himmel, Erde,
Feuer und Wasser. Diese waren unter anderem in einen frühbarocken zwei-
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