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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 277
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zeigt diese Ansicht aber das ganze Elend des Krieges (so interpretiere ich
sie jedenfalls): Politik der verbrannten Erde. Die Gärten, Wiesen und Wälder
vor der Stadt sind radikal gerodet worden, sind eindeutig Schlachtfeld.
Auch dafür gibt es übrigens genügend schriftliche Belege, etwa von der
Belagerung 1643, als die Armee des Herzogs von Weimar über Monate
Offenburg belagert hatte. Als die Bürger sich acht Monate später wieder
ins Freie wagten, waren Äcker und Felder zerstampft, die Bäume umgehauen
, an Stelle blühender Ortschaften verlassene Brandstätten. Die Ernte
war vernichtet (vgl. Kähni, S. 148). Und das im Jahr des Merian-Stiches!

1688 kamen die französischen Truppen Ludwig XIV. und besetzten die
Stadt. Alle materiellen Güter wurden weggeführt, im Stadtwald Tausende
von Eichbäumen gefällt. Dann schritt die Besatzung zur Demolierung der
Befestigungsanlage. Mauern, Türme, Bollwerke wurden geschleift. „Die
Stadt ist von denen gesprengten und hineingeflogenen Steinen in allen
Gassen so dicht angefüllt, daß kein Bürger mehr sich darüber zu gehen
trauen durfte. "20

Ein Jahr später dann die endgültige Zerstörung. Im August zwang Marschall
de Duras 5000 Bauern „nicht allein die von denen Kaiserlichen neu
erbaute Werker, sondern auch die übrige alte Mauren und Türme bis auf
das Fundament niederzureißen und so folgig diese schöne uralte Stadt
vollends gar zu einem Aschen- und Steinhauffen zu machen ". Es war das
definitive Ende der Festung. Die Karte muß also vorher entstanden sein.

Die Ansicht Offenburgs (aus der Kavaliersperspektive: aus der Position eines
Reiters von Nordwesten gesehen) bildet den oberen Teil eines Gesamtplanes
mit linkslaufender Legende und einem Grundriß der Befestigungsanlagen
. Legende und Bezeichnungen im Plan sind italienisch geschrieben,
der namentlich nicht genannte Zeichner war also möglicherweise Angehöriger
einer italienischen Militäreinheit. So steht da für das Schwabentor
„Porta Suavia", das Straßburger- oder Neutor heißt „Porta Nova",
„Porta della Kinz" ist das Kinzigtor. Es sind die „Bastione San Francesco
und San Carlo" zu identifizieren. Und der Mühlbach heißt „Aqua de Mulini
". Eine Pferdestallung verbirgt sich hinter „stalle della Cavalleria" (ital.
stalla = Stall). Die Straße nach „Villestet" und die nach „Strasburgh" sind
verzeichnet. „Campagnia Bassa" ist das tiefergelegene, „Campagnia Alfa
" das höhergelegene Land. Mit „Marasto" ist ein Sumpfgebiet im Stegermattbereich
bezeichnet. Die Überschrift der Karte selbst lautet „Planta
Della Cita Di Offenburg", also „Plan der Stadt Offenburg".

Deutlich zu erkennen ist die alte, gotische Pfarrkirche. Auch Merian hat sie
so gezeichnet. Wuchtig rechts daneben der Badstubenturm an der Wasser-

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