http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0295
Berufstätigkeit der Juden
in der ehemaligen Grafschaft Hanau-Lichtenberg
im 17./18. Jahrhundert
Nach einem Vortrag, gehalten am 18. 4. 96 in der Stadthalle Kehl auf
Einladung des Historischen Vereins für Mittelbaden, Mitgliedergruppe
Kehl-Hanauerland.
Andre-Marc Haarscher
Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg war eine der ältesten und größten Besitztümer
im Elsaß. Juden haben wahrscheinlich in diesem Bezirk seit dem
hohen Mittelalter gelebt, obwohl dies weder literarische noch archäologische
Befunde beweisen. Sicher ist, daß im 14. Jahrhundert Juden in Buchsweiler
, Neuweiler und Westhofen ansässig gewesen sind. So weiß man
zum Beispiel, daß 1335 in Neuweiler eine jüdische Gemeinde existierte, da
in einem Dokument die Rede von einer „Judenschul" ist1. Niemals sind die
Juden aus dieser Gegend vertrieben worden, ausgenommen in der Zeit des
2. Weltkriegs und der Nazi-Verfolgungen.
Hier soll nicht die Geschichte der Juden während dieser 800 Jahre geschildert
, sondern ihre Berufstätigkeiten im 17. und 18. Jahrhundert dargestellt
werden. Denn mit der nach der französischen Revolution einsetzenden
Emanzipation wurden die Juden den Christen gleichgestellt; damit konnten
sie dann alle Berufe ausüben.
Der Geldhandel
Ab dem Mittelalter bis zum 16. Jahrhundert war der Geldhandel der einzige
Beruf, der den Juden erlaubt war. Geldhandel und Vergabe von Darlehen
waren den Christen aus religiösen Gründen untersagt, aber da jedermann
bares Geld brauchte, der Landesherr ebenso wie der Handwerker
oder der Bauer, hat man den Juden gestattet, dieses in den Augen der
christlichen Religion verächtliche Geschäft zu betreiben. Dieser Geldhandel
war ursprünglich sogar die einzige Grundlage für die Berechtigung der
Juden, im Lande zu leben, selbstverständlich nur gegen sehr hohe Einzugssteuer
und Schirmgeld. „Je mehr die Fürsten ihre Juden als Steuerquelle
heranziehen, desto ärger werden sie das Volk aussaugen ", schreibt Theo-
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