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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 298
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Die notariellen Kontrakte geben aber nur eine Teilansicht des Geldhandels
von Juden oder von Christen wieder, da vieles durch Handschriften beglaubigt
wurde, wovon kein offizieller Beweis vorliegt. Die „Handschriften"
von Juden waren oft in hebräischer Schrift abgefaßt, so daß der Schuldner
nicht imstande war, sie zu lesen. Dies wurde 1735 vom Hohen Rat in Colmar
verboten", und von 1769 ab mußte eine „Handschrift" vom Schuldner
eigenhändig aufgeschrieben werden12.

Wenn ein jüdischer Kreditor einen oder mehrere Schuldbriefe besaß und
seine Außenstände nicht zurückgewinnen konnte, überließ er diese oftmals
einem einflußreichen Christen, zum Beispiel einem Kanzleibeamten. So
übertrug 1694 Gumprecht, der Judenvorsteher von Buchsweiler, seine
Schuldscheine notariell an den herrschaftlichen Fruchtverwalter Johann
Peter Hoffmann gegen ein halbes Haus und eine Stallung in der Judengasse
in Buchsweiler13. Solche Zessionen wurde aber den Juden durch den Hohen
Rat 1714 untersagt14.

Der Viehhandel

Wie sonst überall im Elsaß, so war auch in der Grafschaft der Viehhandel
sozusagen eine jüdische Exklusivität. In Pfaffenhofen waren 1784 von 14
Familienoberhäuptern 7 Viehhändler und in Ingweiler 21 von 35l5. Bis zur
Mitte des 20. Jahrhunderts gingen die jüdischen Viehhändler von Dorf zu
Dorf und von Hof zu Hof, dein einen Bauern ein Kalb abzukaufen, dem
anderen eine Milchkuh oder ein Pferd zu verkaufen. Meistens wurde der
Handel auf Kredit gemacht, da die Bauern selten genug bares Geld besaßen
- daher die vielen eingetragenen Kontrakte auf den verschiedenen
Amtsschaffnereien der Grafschaft. In vielen Fällen waren diese Geschäfte
nicht allein gegen bares Geld, sondern auch gegen ein anderes Stück Vieh,
gegen Getreide oder Wein erfolgt.

Gegen den Willen des Straßburger Magistrats gründeten die französischen
Behörden ab 1689 zwei jährliche Pferdemärkte, zu denen die Juden freien
Zutritt hatten16. An dem Verkauf von Pferden an die französische Armee
waren die Juden der Grafschaft wenig beteiligt, obwohl 1690 Jacob Weyl
von Westhofen „für die Armee seiner königlichen Majestät" 100 Hengste
ankaufte und eine Herde Mastvieh aus der Schweiz für das Heer nach dem
Elsaß kommen ließ17.

Dagegen waren sie auf den Viehmärkten der Grafschaft allgegenwärtig.
Ihretwegen hat die Kanzlei zu Buchsweiler manchmal wegen des Sabbat-

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