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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 307
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Buchsweiler, die so oft in diesem Text genannt worden sind, waren reiche
Geschäftsleute, Lieferanten und Bankiers der Herrschaft, die durch Heiraten
familiär verbunden waren. Sie wohnten in großbürgerlichen Häusern
und hatten Dienstpersonal.

Als 1748 Jacob Reichshoffer seinen Sohn Benjamin mit Blimle, Tochter
des Bankiers Aron aus Pfalzburg, verheiratete, bekam er 3000 Gulden als
Morgengabe, und Blimle erhielt 4200 Gulden Mitgift60. Diese Elite hatte
Beziehungen zu den hohen Beamten der Grafschaft und zu den französischen
Militärbehörden. Sie waren auch Vorsteher ihrer Gemeinden. So war
z.B. Jacob Weyl Landesvorsteher der Juden der Grafschaft in der Mitte des
17. Jahrhunderts; sein Sohn Lippmann folgte ihm nach. Drei andere Söhne
waren Heereslieferanten, wohnten in der „Citadelle" in Straßburg und später
in Obernai, unter ihnen Mathis (Zadok), welcher eine seiner Töchter an
Joseph Günzburger, den Judenvorsteher des Breisgaues, verheiratete, und
Baruch, dessen einer Sohn, Jacob-Baruch, zu einem der Obervorsteher der
ganzen Provinz ernannt wurde, und dessen anderer Sohn, Samuel, der
Oberrabbiner des Elsaß wurde.

Den Mittelstand repräsentierten die Viehhändler, die Judenkrämer und die
Metzger. Diese Gruppe wohnte in bescheidenen Häusern, deren Wert selten
500 Gulden übertraf. Ihre Heiratsverträge weisen Mitgifte von 50 bis
500 Gulden auf.

Die Armen in der jüdischen Bevölkerung der Grafschaft kann man auf
14% schätzen. Sie besaßen weder Haus noch anderes Gut, waren Hausierer
, Makler, Dienstleute oder gar Bettler. Oft wurden sie von den jüdischen
Armenkassen unterstützt, und für die Witwen gab es eine besondere „Witt-
wen- und Waisenkasse"61. Die Herrschaft hatte sie teilweise, manchmal
auch ganz vom Schirmgeld befreit62.

Schlußwort

Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts haben die Juden der Grafschaft Hanau-
Lichtenberg eine zunehmende Rolle in der Wirtschaft gespielt. Sie wurden
von der Obrigkeit begünstigt, die auf diese Weise die Übermacht der Zünfte
zu vermindern suchte.

Für die Juden war dies eine Möglichkeit, sich in die christliche Gesellschaft
zu integrieren und eine gewisse Achtung und Ehrbarkeit zu gewinnen
.

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