http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0321
„ Hier ist die Musik in die erste Klasse der Klostermusiken zu setzen,
was wohl kein Kenner ableugnen dürfte . . . Und sobald ein Tonmeister
durchs Land reiset. . ., so eilet fast ein jeder dieser Abtei zu,
um zu hören oder um sich hören zu lassen, weil man ihm sagt
daß er da vorzüglichst im Lande gut accompagniret werde. "
Mögen auch die Ausführungen des Herrn Baron von Böcklinsau von einem
gewissen Lokalpatriotismus getragen sein - er war Baron der reichsunmittelbaren
Herrschaft Rust und dadurch dem Kloster benachbart und
kannte die dortigen Verhältnisse gut, stand außerdem mit P. Ildefons Haas
in Briefwechsel, weshalb er noch des öfteren zu zitieren sein wird -, so
sind doch seine Schilderungen aussagekräftig, denn er war immerhin ein
musikalisch gebildeter Laie, ein praktizierender Liebhaber der Musik, war
Schüler von Franz Xaver Richter in Straßburg, war vielgereist und kannte
berühmte Musiker wie N. Jomelli in Stuttgart, Ch.W. Gluck und W. A. Mozart
in Wien persönlich.
Er zählt in seinem Repertoire der Ettenheimmünsterschen Kirchen- und
Kammermusik die Komponisten auf, deren Werke aufgeführt wurden. Darunter
befinden sich die großen Meister der Wiener Klassik, aber auch die
Meister der Frühklassik aus dem Mannheimer und Wiener Umkreis, sodann
unbekanntere Kleinmeister und heute vergessene Klosterkomponisten.
Ein solcher lokaler Kleinmeister ist Pater Ildefons Haas, dessen Lebensweg
hier kurz geschildert werden soll.
Leben und Werk von P. Ildefons Haas (1735-1791)
Pater Ildefons Haas wurde am 23. April 1735 in Offenburg geboren. Seine
Eltern „Joannis Michael Haß et Maria Anna Fiveldin", wie sie in den Taufbüchern
genannt sind, gaben ihm den Namen Joannes Georgius. Der Vater
übte den Beruf eines Müllers und Bäckers aus und war außerdem Stadtrat.
Joannes Georgius war das zweitjüngste von sechs Kindern.
Johann Friedrich Christmann, Theologe und Musikschriftsteller, Pfarrer in
Heutingsheim bei Biberach a.d. Riß, schreibt in seiner Biographie über
Ildefons Haas, die er in der „Musikalischen Realzeitung" im Jahre 1791 als
großen Nachruf veröffentlichte9:
„Er sang Diskant bis in sein fünfzehntes Jahr, da er dann den Alt begann
, den er auch noch im Kloster als Noviz sang, und er sang meisterhaft
schön. Schon in den frühesten Jahren seines Lebens zeigte
321
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0321