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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 327
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So erscheint uns Haas als ein Mensch von hoher Bildung, dessen künstlerische
und wissenschaftliche Fähigkeiten weit über die Ettenheimmünster-
sche Region hinaus bekannt waren. Dabei war er „ein liebenswürdiger
Mann, äußerst bescheiden und ohne alle Prätention. Gerecht gegen fremdes
Verdienst und zufrieden mit seinem Schicksal"24, wie Christmann von
ihm sagt.

Seine Kompositionen werden von den Zeitgenossen gewürdigt, insbesondere
auch von den schon genannten Lexikographen Gerber und Fetis. Die
Werke bestehen fast ausschließlich aus orchestrierter Kirchenmusik im
spätbarock-frühklassischen Stil, und zwar waren es Messen, Vespern, Of-
fertorien, Vesperhymnen, Lieder und Marianische Antiphonen, dazu kamen
noch Singspiele, die in unterschiedlichen Aufträgen geschrieben wurden
. Vieles davon ist leider verloren gegangen, doch haben weite Verbreitung
gefunden die bei dem bekannten Augsburger Notendrucker Lotter gedruckten
und verlegten Werke: „Hymni Vespertini", op.l, 1764, „Offerto-
ria", op. 2, 1766, und die „Geistlichen Arien", op. 3, 1769. (Vgl. Abb. 5).

Kennzeichnend für die Musik ist die Pracht der Chorsätze und der Glanz
des Orchesters. Zu den barocken Elementen gesellt sich unüberhörbar das
Liebliche und Verspielte des Rokoko, insbesondere in den Soloarien, Duetten
und Terzetten. Zuweilen ist auch ein Zug ins Mozarthaft-Klassische
spürbar, was Themenbildung und Orchesterführung angeht. Stilistisch gesehen
sind es die Strömungen des italienischen Spätbarock neapolitanischer
Prägung, die sich mit Charakteristischem der deutschen Frühklassik
der Mannheimer Schule verquicken. Die italienische Komponente wird
sichtbar in der Themenstruktur und in der vokalen und instrumentalen Ornamentik
, außerdem in der Bläserverwendung, wie sie in der italienischen
Kirchenmusik nachweisbar ist. Der Mannheimer Anteil besteht hauptsächlich
im Instrumentalsatz und der formalen Struktur, die interessante Frühformen
der Sonatenhauptsatzform in Durchführungs- und Verarbeitungstechniken
aufweist. Schließlich haben auch liedhafte Elemente großen Einfluß
auf die Thematik, wodurch die Werke in unmittelbare Nähe zur musikalischen
Klassik rücken. Diese Mischung aus barocker Fülle, rokokohafter
Leichtigkeit und klassischer Straffung kennzeichnet die äußerst klangvolle
und besonders in den schnellen Sätzen auf Glanz bedachte Musik, die
jedoch auch in den langsamen Sätzen tiefe Innerlichkeit auszustrahlen vermag
.

Die Fülle der musikalischen Werke zusammen mit den wissenschaftlichen
philologisch-theologischen Arbeiten im Rahmen der übrigen klösterlichen
Tätigkeiten zeigt die immense Arbeitsbewältigung von Ildefons Haas. Sein
Gesundheitszustand war in seinen letzten Tagen sehr geschwächt, was

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