http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0334
Abb. 1: Das alte, 1810
abgetragene Kirchlein
(nach einer Werkzeichnung
)
laubten nicht, die Kirche zu bauen, und so blieb dieselbe stehen, bis endlich 1809 von sehen
des Croßherzogl. Badischen Oberconsistohi der Entschluß gefaßt wurde, diese alte, 'kleine
und sehr baufällige Kirche gänzlich wegzureißen und eine neue, größere Kirche zu bauen.
Nur entstund jetzto die Frage: Soll die neue Kirche auf eben dem Platz erbauet werden, wo
die alte noch stund, oder ein anderer schicklicher Platz dazu erwählet werden'.' Hierinnen
waren die Meinungen geteilt. Das Oberkonsistorium wollte auf Angeben gewisser Herrn
hiesiger Gegend einen neuen Platz und wählte dazu die drei Äcker zwischen des Gottfried
Stößen und des Jacob Kientzen Haus, welcher auch wirklich der Jacob Blumischen Witwe
von der Kirchenschaffenei abgekauft werden mußte. Allein die beiden Gemeinden Scherzheim
und Muckenschopf wollten ihre neue Kirche wieder auf dem alten Kirchenplatz haben,
wozu sie auch allerdings wichtige Gründe hatten. So schön zwar der gewählte neue Kirchenplatz
vorne an der Landstraße war, so wenig taugte doch derselbe zu einer Kirche, weil
der eigentliche Zweck der Kirche, nämlich Auferbauung des Geistes, durch die starke Passage
auf der Landstraße, alle Augenblicke gestört zu werden, besorgt werden mußte. Die
Gemeinden machten Vorstellungen gegen diesen neuen Kirchenplatz und brachten ihre
Grunde vor, aber vergeblich, weil ihnen immer durch gewisse Personen hiesiger Gegend
entgegengearbeitet wurde. Ja es kam so weit, daß mehr als 30 Weiber aus Scherzheim, eines
Tages das neu ausgeworfene große Kalkloch auf dem neuen Kirchplatze mit Gewalt
wieder zu warfen, weswegen zwar etwa sechs Weiber zu Bischofsheim eingetürmt worden
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