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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 339
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dem gesamten Dorf in Flammen auf, da dieses zusammen mit Lichtenau,
Helmlingen und Graueisbaum von den französischen Truppen angezündet
wurde. Der Wiederaufbau erfolgte 34 Jahre später unter Verwendung der
noch vorhandenen Mauern, wobei sie die Gestalt erhielt, wie sie die Skizze
von 1810 zeigt. Die Lichtenauer Pfarrchronik berichtet:

„Anno 1723 wurde auch die Kirch zu Schertzen wieder gebaut, und die
Glocken wieder in den Turm gehänget, daß man die Leichenpredigt, welche
bisher in der hiesigen Kirch (Lichtenau!) gehalten worden, nun wieder
in derselbigen angefangen zu tun."

Eineinhalb Jahre nach der Grundsteinlegung wurde die Kirche am 29. Dezember
1811, dem letzten Sonntag des Jahres, feierlich eingeweiht
(Pfarrchronik). Mit diesem Datum ist die Scherzheimer Kirche das erste unter
den von Friedrich Weinbrenner gebauten Gotteshäusern, das seiner Bestimmung
zugeführt wurde. Vor dem genannten Tag waren schon zwei von
Weinbrenner geplante Kirchen begonnen worden: 1806 die Kirche in Kleinsteinbach
und 1808 die evangelische Stadtkirche in Karlsruhe. Aber die Fertigstellung
der beiden Kirchen verzögerte sich durch kriegsbedingte Schwierigkeiten
, so daß sie erst viel später eingeweiht wurden (Kleinsteinbach
1817, Karlsruhe 1816)3. Nachdem 200 Jahre lang das kurvenreiche Barock
die Kirchenneubauten der Dörfer bestimmt hatte, wurde von Weinbrenner in
Baden ein neuer, vom Klassizismus bestimmter Baustil eingeführt.

Die Kirche in Scherzheim war dazu ausersehen, den Anfang zu machen,
weshalb wohl auch der Baumeister bei der Grundsteinlegung persönlich
mitwirkte. Über die von Weinbrenner entworfenen Dorfkirchen (eine dritte
wurde noch nach seinem Tode in Langensteinbach im Jahre 1828 fertiggestellt
) urteilt Arthur Valdenaire:

„Mit den einfachsten Mitteln ist bei diesen zumeist als einfache Putzbauten
ausgeführten Landkirchen eine Wirkung erreicht, in der sich Größe und
Ernst, klassisches Element mit edler Schlichtheit, antike Kühle mit einem
heimatlichen deutschen Geist harmonisch vereinen."4

Mit der Planung und Ausführung der genannten vier Kirchenbauten hatte
Weinbrenner eine Entwicklung angestoßen, die auch nach seinem Tode
(1826) ungebrochen weiterlief. Valdenaire zählt nicht weniger als 83 Architekten
auf, die von Weinbrenner ausgebildet wurden. Es ist deshalb
nicht zu verwundern, wenn im 19. Jahrhundert im Großherzogtum Baden
allenthalben Dorfkirchen im Weinbrennerstil entstanden, z.B. in Zähringen
(Ch. Arnold 1824), in Wössingen (Ch. Th. Fischer 1819), in Ichenheim (H.
Voß 1820)5.

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