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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 343
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und verschmähte im Winter auch nicht, sich die Zeit mit Lichtspanschnitzen
zu vertreiben. Einige Vögel und ein zahmes Eichhörnchen waren die
alleinigen Gefährten seiner Einsamkeit. Ein Gärtchen vor der Hütte gab
ihm Gemüse, wilde Bienen im Walde reichlichen Honig."6 In einer späteren
Auflage trug Reich noch nach, daß die Pilger beim Bruder um so lieber
einkehrten, als dieser auch ein gutes Kirschwasser brannte und kräftige
Kräutertränke braute7.

Von seinen frühchristlichen Vorgängern und Vorbildern, jenen radikalen
Asketen, unterschied sich dieser Eremit zwar, wie man sieht, in mancher
Hinsicht - aber es gab viele von seiner Art8. Der Schematismus bzw. ,Ca-
talogus personarum ecclesiasticarum et locorum dioecesis Constantiensis'9
verzeichnete, in einer eigenen Abteilung, 155 Eremiten für das Jahr 1755;
180 für 1769; 160 für 1779. Die Diözese Konstanz war freilich groß; sie
umfaßte weite Teile der gebirgigen Schweiz, in denen sich mehr als genug
Raum für Einsiedler fand. Aber auch der südbadische Teil schnitt nicht
schlecht ab; da gab es in den besten Zeiten (also 1769) Eremiten in Adelhausen
, Breisach, Ebringen, Endingen, Freiburg, Hausen, Holzhausen,
Istein, Kenzingen, Kirchzarten, Munzingen, Oberbergen, Oberwinden,
Riegel, Sasbach, Staufen, Triberg, Waldkirch, Wyhl und Wolfach10.

Das Alter dieser Eremiten lag zwischen 31 und 85 Jahren (Durchschnitt:
51); ihr Dienstalter zwischen 1 und 42 (Durchschnitt: 14). Ihr Senior war,
in beider Hinsicht, Josef Schlegel aus Kirchzarten, der an St. Peter in Endingen
amtierte; ihm folgten Franziskus Laimgrueber aus Breisach, seit 32
Jahren Eremit in St. Ottilien bei Freiburg und 70 Jahre alt, und Laurentius
Rost aus dem Eichsfeld, seit 39 Jahren Eremit auf dem Giersberg bei
Kirchzarten und 62 Jahre alt.

Die meisten Eremiten stammten aus der näheren Umgebung ihres Wirkungsorts
, wenn nicht gar aus ihm selbst. Manchmal hatte einer aber auch
schon einen weiten Weg hinter sich, so wie der zuletzt genannte Einsiedler
auf dem Giersberg, der sich über seine wahre Identität zeitlebens ausschwieg
; schon sein Name scheint ein Pseudonym gewesen zu sein, denn
Laurentius war offenbar sein Lieblingsheiliger und der Rost dessen Attribut
. In den Akten ist, allerdings nur vage, von einer vornehmen Herkunft
die Rede und davon, daß der schlichte Bruder über ein ansehnliches Vermögen
verfügte, das er für den Bau und Schmuck seiner Kapelle verbrauchte11
.

Etwas anders lagen die Dinge in Wolfach (der letzten in der Reihe der süd-
badischen Einsiedeleien, und zugleich der einzigen eigentlich ortenaui-
schen in der Diözese Konstanz). Schon die erste Wald- und Wallfahrtska-

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