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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 357
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Dieser Herr Prälat suchte sich zwar gleich mit den Untertanen zusammenzusetzen,
allein die Bauern wollten nicht. Sie stützten sich auf ihren Advokaten, obschon ihre
Klagen, die öfteren Fronden ausgenommen, keine Prise Tabak wert waren. Als
es nun am 19. Dezember 1774 zur Huldigung kam, gaben sie eine Schrift ein, in
welcher sie sich erklärten, daß sie zwar zu huldigen bereit wären, wenn aber etwas
bei derselben von der Leibeigenschaft sollte vernommen werden, so wollten sie
auf das Feierlichste darwider protestieren, indem sie so viel Recht zur Freiheit hätten
als die Münchweierer."8

Vergleich des Klosters mit den Untertanen in Schweighausen und
Dörl inbach

Die Stimmung der Klosteruntertanen in Schweighausen und Dörlinbach
war ausgesprochen klosterfeindlich, wild, aufrührerisch, widerspenstig, ja
revolutionär. Bernard Stöber (1740-1817)9, seit 1774 Vikar in der Pfarrei
Schweighausen, schildert zu Beginn des Jahres 1775 die Situation in der
Pfarrgemeinde:

„Schon von einigen Jahren her walteten die größten Streitigkeiten zwischen dem
Kloster und dessen Untertanen ob. Es ging alles unter und über sich: die Untertanen
wollten sich von der Leibeigenschaft losmachen, sie achteten gar keine Herrschaft
mehr. Alle Ordnung, alles Gute, ja das Heil der Seelen selbst litt hierunter
ganz unbegreiflich. Nachdem nach geschehener Resignation des vorigen Herrn
Prälaten Augustin (Dornblüth, 1740-1774), den 16. November 1774 der jetzige
Prälat Landelin (Flum, 1774-1793) zum Abt unseres Gotteshauses erwählt worden
, der vor einigen Jahren durch achteinhalb Jahre hier in Schweighausen Pfarrherr
gewesen und bei den Pfarrkindern viel Achtung und Liebe besaß, so ersuchten
ihn die Gemeinden Schweighausen, Dörlinbach und Wittelbach durch ihre Abgeordneten
die Gnad für sie zu haben, und die Sach gütlich beizulegen.

Der Hw. Prälat willigte in ihr Begehren ein, den 26. Januar (1775): Morgens bei
kältester Witterung langte er hier an mit P. Prothasi Zechetner. Es wurde zwei
Tage lang gearbeitet, aber ganz umsonst. Endlich, da der Hw. Prälat den Ernst
zeigte und ihnen ankündigte, weil sie dann boshafterweise keinen Vergleich annehmen
wollten, so sollte nunmehr die Sach dem Prozeß förmlich überlassen werden
. Zugleich, da er sie verließ, kündigte er ihnen an, daß der Drittel wieder inskünftig
dem Wort nach und nicht der zehnte Teil wie bisher aus Gnaden geschehen
, bei Absterben des Hofbesitzers werde gezogen, auch daß künftighin aller
Zehnt in natura, wie er fallet, wieder eingezogen werde. Denen, die sich wollten
den Vergleichspunkten unterwerfen, und sich von den kostbaren Prozeßkösten losmachten
, gestattete er Zeit bis auf den 27. Januar auf den Abend, sich zu unterschreiben
.

Da nun sehr viele nach und nach sich unterwarfen, so kamen endlich am 29. dieses
Monats (Januar 1775) die Vorgesetzten, die Gerichte von hier und von Dörlinbach

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