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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 373
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ginalformen wird auf der Vorderseite Christus dargestellt und auf der
Rückseite Maria im einfachen langen Gewand, auf einer Mondsichel stehend
und die Hände zum Gebet vor der Brust gefaltet. Mehr oder weniger
abgekürzt steht auf dieser Seite VIRGO IMMACULATA / VITAM PRAE-
STA PVRAM (Unbefleckte Jungfrau, gewähre uns ein reines Leben). Der
zweite Teil dieser Inschrift ist die Anfangszeile des 6. Verses des seit dem
9. Jh. überlieferten Hymnus ,Ave Maris Stella' aus dem Römischen Brevier
(Mariä Verkündigung). Über die Geschichte und Funktion dieses in
der Barockzeit häufigen Kreuztyps ist wenig bekannt. Im Rahmen von archäologischen
Untersuchungen wurden allein in Baden-Württemberg acht
solcher Kreuze gefunden, darüber hinaus aber auch in Frankreich, Polen
und Liechtenstein. Das älteste sicher datierte Exemplar gehört in die erste
Hälfte des 18. Jh.29.

Das größere Kreuz mit den Dreipaßenden ist ein Missionskreuz. Missionskreuze
waren Andenken für die Teilnahme an Volksmissionen. Diese wurden
von ortsfremden Priestern, oft Ordensangehörigen, durchgeführt.
Während eines kurzen Zeitabschnittes, z.B. einer Woche, versuchten sie
durch Gottesdienste, Versammlungen, Predigten etc. neues christliches und
kirchliches Leben in der betreffenden Gemeinde zu wecken. Das Programm
war inspiriert von den Exerzitienideen der Jesuiten. Hermann Rol-
fus beschrieb 1888 die Volksmissionen mit den Worten: „Der Zweifelnde
wird belehrt, der Schwache wird gestärkt, der Zagende ermuntert, der Sünder
erschüttert."30 Der badische katholische Autor warb für deren Wiederzulassung
nach dem Kulturkampf mit dem Argument, die Missionen könnten
Sozialismus und Anarchismus bekämpfen31. Gegen die Furcht der
staatlichen Gewalten vor diesen Massenzusammenkünften und den unkontrollierten
Wirkungen der Predigten beteuerte er den harmlosen Charakter
der Veranstaltungen. „Eine katholische Mission ist ein religiöses Volksfest
."32

Trotzdem waren die Missionen, seit sie nach ihrem Niedergang im Gefolge
der Aufhebung der Gesellschaft Jesu 1773 von Frankreich aus ab 1815 einen
Neubeginn erlebten, häufig verboten. Am Oberrhein behalf man sich mit
dem benachbarten Elsaß, wo 1841-50 spezielle Volksmissionen für die Badener
abgehalten wurden33. In den fünfziger und sechziger Jahren wurde
den Jesuiten, Redemptoristen und anderen Orden erlaubt, Volksmissionen in
Deutschland durchzuführen, in Baden waren sie mit einer Unterbrechung im
Kulturkampf 1872-94 bereits seit 1849 wieder erlaubt34. Die erste Mission
in Offenburg 1850 erlebte in 3 Wochen 11 000 Kommunikanten35.

Missionskreuze sind an ihrer rückwärtigen Aufschrift zu erkennen: (DE)
MISSION, SOUVENIR DE (LA) MISSION, ERINNERUNG AN DIE

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