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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 378
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Schab- oder Schreckstein vom Wallfahrtsziel Sonntagberg in Niederösterreich
mit dem Gnadenstuhlmotiv sehr bekannt. Tönerne Nachbildungen
der Gnadenbilder sind schriftlich oder als Realie von den Wallfahrtsorten
Altötting, Dorfen und der Wieskirche in Bayern, Maria Taferl und Maria
Zell in Österreich und aus Einsiedeln in der Schweiz überliefert52. In jüngerer
Zeit wurden die Schabefigürchen meist nur noch am Gnadenbild angerührt
oder lediglich geweiht und enthielten keine Erde direkt vom geheiligten
Platz mehr.

Die bekanntesten und sicherlich zahlreichsten Schabmadonnen stammen
aus Einsiedeln53. Auch unsere 7 Exemplare kommen von dort (Abb. 6).
Einsiedeln war im 17.-19. Jh. das wichtigste Wallfahrtsziel der Katholiken
Südwestdeutschlands. Auch die Bewohner des Schuttertals gingen
regelmäßig zur Wallfahrt nach Einsiedeln. Die Erde selber in der Heiligen
Kapelle in Einsiedeln galt als heilmächtig. Der Humanist Albrecht
von Bonstetten, Dekan von Einsiedeln, sandte der Herzogin Kunigunde
von Bayern am 13. März 1491 u.a. „in ainem klainen buchsslin erterich
(Erdreich) von dem Haiigen Altar und der Capellen hie Unnser lieben
Frowen zu Ainsidelen, so dann von got dem almächtigen selbs gewicht
(geweiht) ist, die selb erde also gehalten wirdt unnd dafür von vil lutten
(Leuten) geacht, werd die by imm wirdigklich trag, dem selben mögg
kain waffenn nit geschaden, noch dehainer geberenden frow in kinds nöt-
ten dabey nit mysslingen unnd sunst für aller hannd krankhaytten unnd
zufäll nutz sein, als sich daz ouch ann vil lutten erfunden hatt."54 Später
wurde den tönernen Nachbildern des Gnadenbildes von Einsiedeln ein
wenig Erde und Mörtel von der Gnadenkapelle beigemischt, und in einer
Authentik von 1679 wird aufgezählt, daß dem Tonbild außer Staub der
Gnadenkapelle auch noch Reliquienteilchen von Schweizer Katakombenheiligen
beigefügt wurden. Das Stift hatte ein Monopol auf Herstellung
und Vertrieb der echten Schabmadonnen inne. Allerdings müssen nach
Aussage der Schriftquellen im 18. Jh. auch Figürchen ohne Reliquien-
staub außerhalb des Klosters vertrieben worden sein. Nach der vorübergehenden
Auflösung des Klosters 1798 stellte man Schabmadonnen bis
Anfang unseres Jahrhunderts - ohne Reliquienstaub - im Dorf Einsiedeln
her. Die Tonmadonnen waren sehr beliebt und weit verbreitet. Im Siebenjährigen
Krieg führten Soldaten in der Armee des österreichischen Feldmarschalls
Laudon Exemplare mit sich, Missionare brachten sie bis nach
Mazedonien55, und sie finden sich heute in zahlreichen mitteleuropäischen
Museen. Sie waren ein preiswertes Mitbringsel von der Wallfahrt;
bis 1798 erwartete das Stift lediglich ein Almosen, aber auch im 19./20.
Jh. kosteten sie so wenig, daß die Kinder den vorbeigehenden Wallfahrer
diese „Muttergöttesli" abbetteln konnten56.

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