Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 379
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0379
Es gab Tonfiguren des Gnadenbildes mit (Kat. Nr. 3g) und ohne (Kat. Nr.
3a-e) Behang. Auf der Rückseite ist oft das Einsiedler Stiftswappen - die
zwei übereinander fliegenden Raben - oder eine kurze Inschrift mitgeprägt
(Kat. Nr. 3a; d). Diese beiden Raben erscheinen erstmals auf einem Siegel
Abt Burkhards von Krenkingen-Weißenburg (1420)57. Außerdem gab es
auch ganz kleine Madonnen, die man entweder in Wettersegen, Breverln
und wie hier in Devotionalienkapseln einbrachte (Kat. Nr. 2b) oder in kleinen
Filigranbüschen faßte und an eine Kette oder den Rosenkranz hängte
und als geistliche Reiseapotheke nutzen konnte.

Die Datierung der einzelnen Figürchen bereitet noch Schwierigkeiten.
Zwar gibt es inschriftlich in das 17. Jh. datierte Exemplare, aber es scheint,
daß die Model sehr lange benützt wurden58. Ein Trierer Fund wird in das
17./18. Jh., auf dem Friedhof von Schwyz gefundene, Nr. 3a-e ähnliche Figuren
werden in das 17.-1. Hälfte 19. Jh. datiert59. Vorläufig muß dieser
zeitliche Ansatz auch für unsere Figuren gelten. Weiterhelfen kann nur eine
größere Anzahl stratifizierter Funde aus archäologischen Untersuchungen
oder Exemplare mit bekannten Besitzern. So fand sich z.B. im Grab
des 1728 verstorbenen Schloßkommandanten Johann Heinrich Freiherr
von Bartels auf Werdern in der Kirche des Adelhauser Klosters in Freiburg
eine solche Schabmadonna60.

Zum Einsatz kamen die Schabmadonnen v.a. im Krankheitsfall. Man
schabte Staub von ihnen ab und gab dies den Kranken - Mensch wie Vieh
- mit ins Essen. Das Exemplar Nr. 3b weist starke Abschabungen auf.
Aber auch andere Anwendungen sind belegt. Ein 1718 erschienenes Werk
über Einsiedeln berichtet, daß die „Einsidlisch Mariäbildlein" „nit allein in
Wassers-, sonder auch in Feuers-Nöthen unerhörte Wunder würcken", und
daß sie bei der Geburt denjenigen helfen, die „ein kleines von Leim
(Lehm) und Heyltumb-Staub zusamen gebachenes U. L. Frauen-Bildlein
in der Hand tragen."61

11. Rezept (Kat. Nr. 10)

Die beiden in Latein abgefaßten Rezepte wurden von zwei verschiedenen
Ärzten im letzten Drittel des 19. Jh. für die Schuttertaler Hebamme Juliane
Feißt ausgestellt. Verschrieben wurde ein starkes Schmerzmittel (Morphium
muriaticum) und das Bitter- und Verdauungsmittel Chinarinde (Cortex
Chinae). Sie beweisen, daß die Besitzer der Geistlichen Apotheke sich
nicht auf die Amulette und geistlichen Schutzmittel verließen, sondern
durchaus die naturwissenschaftliche Medizin in Anspruch nahmen.

379


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0379