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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 394
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entgegenschien. Von drei Seiten übersieht man die hohen Berge des
Schwarzwaldes, welche um Baden herum einen Kessel bilden, der
reich und herrlich angebaut und worin die Stadt in Absätzen herumgebaut
ist. Von der vierten Seite sieht man weit über das Rheintal
hinweg, gegen die Vogesen hin.

Drei viertel Stunden höher, an den felsigen Waldbergen hinauf, liegt
das ältere Schloß, welches in grossen Massen, von dem unteren
Schloßgarten gesehen, schon herrlich dasteht. Wir gingen hinauf
durch den köstlichen Wald und wurden durch entzückende reiche
Aussicht im Abendschein belohnt. Die Ruinen sind von enormer
Höhe und auf verschiedenen vorragenden Felsen erbaut und durch
steinerne Treppen bis zur höchsten Spitze in neuerer Zeit zugänglich
gemacht worden. Von Kunst ist nichts daran zu sehen und mit [dem]
Heidelberger Schlosse nicht zu vergleichen, aber an malerischem
Bewuchs von uralten Bäumen, die Mauerwerk und Felsen mit ihren
Wurzeln umfassen, Schlingpflanzen und anderen Kräuterfn] von ungewöhnlicher
Größe kann man nichts Üppigeres und Malerisches
sehn. Die unendliche Aussicht von der Zinne des Schlosses, wo man
die Breite der alten Mauern etwas geebnet und zu Altanen benutzt
hat, genießt man in ganzer Fülle. Man übersieht das Rheintal an einer
Seite bis Speyer, an der anderen bis zu den Bergen vor Basel,
dann den weiten Schwarzwald und unten im Kessel die Stadt Baden-
Baden mit dem Schlosse und vielen schönen Landhäuschen. Diese
Ruine dient zum Vergnügungsorte der Badegäste und der Weg hinauf
, obgleich bequem, doch mühsam zu ersteigen, zur Hauptpromenade
. Oben sind zwischen Felsen, die noch höher als das alte
Schloß hinaufsteigen, allenthalben die Spuren von Kochanstalten zu
sehn, wo bei besuchten Tagen sich Garköche etablieren. In den unteren
Gewölben des zerfallenen Schlosses verkauft man Lagerbier,
Wein, Käse, Brot, letzteres ist überall in diesen Ländern von einer
seltenen Schönheit. Wir stärkten uns hier ebenfalls. Die Leute, welche
diese Waren verkaufen, haben ein ärmliches Ansehn, und, zwischen
den Trümmern wohnend, hatte [<] der Ort das Ansehn eines
Brigantenaufenthalts1'. Es ist indes alles sehr friedlich hier. "

Das sogenannte Alte Schloß bzw. Hohenbaden war nach einem Brand Ende
des 16. Jahrhunderts nicht wieder aufgebaut und bis zu Beginn des 19.
Jahrhunderts als Steinbruch benützt worden. Die stimmungsvolle Ruine
war schon im 18. Jahrhundert von Dichtern besungen worden. Im Jahr
1800 setzte mit dem Verbot des Oberamts Baden, Steine von der Ruine
wegzuholen, die romantische Umnutzung der Schloßruine ein. Es folgten
eine bequeme Wegeerschließung und einzelne touristische Ausbauten; im

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