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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 395
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Sommer 1809 feierte man die Eröffnung des neuen Ausflugsziels12. Schinkel
deutet die angetroffenen, frühen Zeugnisse der modernen Freizeitkultur
an, mit ihrer ganz eigenen Infrastruktur von Aussichts- und Ruhebänken,
Sicherheitsgeländern, Imbißbuden und Kiosken: Opfer, die zum Erhalt
manch historischer Sehenswürdigkeit noch heute in Kauf genommen werden
müssen. Immerhin handelt es sich beim Alten Schloß um ein bemerkenswert
frühes Beispiel innerhalb der Geschichte der Denkmalpflege,
stellvertretend für die pionierhaften Denkmalschutz- und Denkmalpflegebemühungen
des Landes Baden, das mit seiner auf Weinbrenner zurückgehenden
MinisterialVerfügung von 1812 eine der ersten deutschen Denkmalschutzverordnungen
erließ. Schinkel konnte die besondere Umgangsweise
mit der Ruine des Alten Schlosses nicht entgangen sein, hatte er sich
doch spätestens mit seinem berühmt gewordenen Memorandum von 1815
ebenfalls als vehementer Vorkämpfer für den Erhalt der baulichen Zeugnisse
vergangener Jahrhunderte hervorgetan.

„Beim Hinabsteigen durch den hohen, kühlen Wald näherte sich die
Sonne dem Untergänge, und die Durchsichten der Fernen durch die
Bäume waren wunderschön gefärbt. Nichts aber ging über den Eindruck
, welchen wir hatten, als wir wieder in den unteren Schloßgarten
traten. Hier stehn sechshundertjährige Linden am Rande der hohen
Terrasse über der Stadt. Diese Bäume von der charakteristischsten
Form, von enormer Höhe wurden wie Feuer von der Abendsonne
erleuchtet, dabei waren die inneren Partien und die entgegengesetzten
Zweige wie die dunkelste Nacht, in welcher hin und wieder
das Zweig- und Stammwerk in Feuerpurpur glühten. Hierzu das alte
düstere Schloß zur Seite, ein frischer Rasenplatz davor, der, schon
ganz beschattet, in kaltem Grün dalag, dann die fernen, purpurviolett
beleuchteten Schwarzwaldgebirge und die Staffage von einem
Eselchen, der, mit einem Damensattel für einen vornehmen Badegast
aufgeschirrt, von einem niedlichen Jockey vorbeigeführt ward,
machten das schönste Bild, was uns lange nicht aus dem Sinn kommen
konnte. Wir warteten eine halbe Stunde den Sonnenuntergang
hier ab und gingen dann von der Seite den Schloßberg hinab, wo
man die schöne Aussicht in die Ebene hat und wo wir einen Wolkenglanz
in Gold und Licht genossen, der auch seinesgleichen
schwer findet."

In dieser sich Färb- und Formenstimmungen hingebenden Partie wird ganz
der Augenmensch Schinkel spürbar, der nicht nur Baumeister war, sondern
Zeit seines Lebens ein großer Zeichner, Maler und Bühnenbildner. Seine
bedeutenden Gemälde und Bühnenentwürfe, wovon insbesondere einige
Landschaftsgemälde Hauptwerke der Deutschen Romantik sind, stehen in

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