Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 397
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0397
der Regel im Schatten des gewaltigen architektonischen Oeuvres13. Vor
diesem Hintergrund wird klar, daß die intensive Schilderung des farbig
leuchtenden Sonnenuntergangs im Baden-Badener Schloßgarten eigentlich
die Beschreibung eines (wahrscheinlich nie realisierten) stimmungsvollen
Gemäldes ist. Waagen erinnerte sich später an diese Tage: „Bei dem schönsten
Wetter zeigte Schinkel, dessen Lebensgeister sich rasch erholten,
durch die Herrlichkeit der Natur in freudige Stimmung versetzt, in lebhafter
Mittheilung seine ganze Liebenswürdigkeit. Wo es die flüchtige Reise
erlaubte nur einige Augenblicke gestattete, warf er gleich einige Linien auf
das Papier"14. Trotz dieser bezeugten Fülle an auf der Reise gefertigten
Zeichnungen ist doch bis heute leider keine einzige Darstellung Schinkels
aus Baden-Baden bekannt geworden15.

„In der Stadt unten angekommen, besuchten wir noch im Zwielicht
die Badepromenade und die neuen Badesäle, das Theater und die
dazugehörigen Hallen von ungeschickter Architektur Weinbrenners.
Aber die Gartenanlage und überhaupt die Lage dieser Partie ist
herrlich gewählt an dem gegenüberliegenden Abhang des Tals, man
hat das ganze Amphitheater der Stadt, das Schloß drüber, höher hinauf
den Waldberg mit der Ruine des alten Schlosses auf der Spitze
vor sich."

Endlich wieder kommt der Architekt Schinkel zur Sprache! Natürlich
konnte ihm nicht entgehen, daß sein Amtskollege Friedrich Weinbrenner
(1766-1826), seit seinem Amtsantritt als badischer Baudirektor im Jahr
1800 das gesamte staatliche und private Bauwesen des Großherzogtums
mit seinem charakteristischen ,Weinbrennerstil' geprägt hatte. Schinkel sah
in Baden-Baden die eben erst fertiggestellte Alte Trinkhalle mit den nahen
Bädern und das 1811 erbaute Theater; allesamt nicht erhaltene Bauten.
Darüber hinaus waren seit 1802 mindestens zehn weitere, repräsentative
Weinbrenner-Gebäude entstanden, die den aufstrebenden Kurort in eindrucksvoller
Weise modernisierten und bestimmten. Schinkel kam zu einer
Zeit, die den Ausklang von Weinbrenners Wirken in Baden-Baden markierte
- soeben war als Höhepunkt das neue Konversationshaus vollendet
worden. Interessant ist, daß die 1804 erbaute (nicht erhaltene) Antikenhalle
keine Erwähnung fand, die doch immerhin wegen ihrer römischen
Altertümer ein geeignetes Studienziel für die in Ausstellungssachen reisenden
Berliner gewesen wäre.

Daß dem Berliner die Architekturauffassung Weinbrenners nicht gefiel, ist
der spitzen Bemerkung zu entnehmen. Schinkels Kritik entspringt einem
sehr verschiedenen Proportionsempfinden, das bei Gelegenheit einmal einem
eingehenderen Vergleich unterzogen werden müßte16. Im Grunde ha-

397


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0397